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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 181
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0183
In dem neuen Straßburger Rheinhafen, für den Salomon Jacobi als Gründer
der Rheinschiffahrtsgesellschaft seit 30 Jahren gekämpft hatte, konnte die
Firma nach der Jahrhundertwende ein Gelände von mehr als 50000 qm für ein
elektrisch betriebenes Walzwerk erwerben, das die Verzinkerei in Königshofen
mit Rohblechen und den süddeutschen und -europäischen Raum mit Schwarzblechen
versorgen sollte. Damit waren Wolf Netter & Jacobi das erste Industrieunternehmen
, das sich im Straßburger Hafen ansiedelte, ,,als dies noch
ein Wagnis war". Es wurde zum größten Abnehmer des Elektrizitätswerkes
der AEG, das Emil Rathenau dort 1895 auf Anraten seines Sohnes Walther
hatte erbauen lassen8.

1905 wurde die Lipmann'sche Patentbüchergestellfabrik gekauft, die eiserne
Bibliotheks- und Archiveinrichtungen für die ganze Welt herstellte. Die Produktion
von Regalen, Registraturen und Büromöbeln wurde nach Königshofen
gelegt und nahm in kürzester Zeit einen derartigen Aufschwung, daß bald
im Rheinhafen neue Fertigungshallen gebaut werden mußten.

1890 beschäftigt die Firma 100 Ingenieure und Angestellte sowie 800 Arbeiter,
sie produzierte über 30000 Tonnen Fabrikate jährlich; 1912 waren es schon
über 2 500 Arbeiter und mehr als 350 „technische und kaufmännische Beamte
", die Produktion belief sich auf mehr als 70000 Tonnen pro Jahr. Die Handelsabteilung
schlug jährlich über 60000 Tonnen Waren um. Damit waren
„Wolf Netter & Jacobi" in dieser Branche mit Abstand das größte Unternehmen
Kontinentaleuropas, das sich zudem eines ausgezeichneten Rufes erfreute
. Bei so einem Umsatz konnte das süddeutsche Handelsgeschäft nicht mehr
von Bühl aus getätigt werden, die Abteilung wurde aufgelöst und in Straßburg
zusammengefaßt. In Baden-Baden wurde ein Filiale gegründet. Die Zentralverwaltung
für die norddeutschen Betriebe stand in Berlin.

Der Erfolg des Unternehmens erklärte sich nicht zuletzt dadurch, daß die Söhne
in die Fußstapfen ihrer Väter traten und eine kontinuierliche Geschäftsführung
gewährleisteten.

Nach dem Tode von Adolf Netter 1905 befand sich der Betrieb mit Kommerzienrat Karl Leopold
Netter und Regierungsbaumeister Ludwig Netter schon in der dritten Generation in Familienbesitz
. Salomon Jacobi, ebenfalls Kommerzienrat, verstarb am 31. Dezember 1906 als Seniorchef.
Er hatte sich in drei Jahrzehnten nicht nur für die Firma, sondern auch im Gemeinderat der Stadt
Straßburg (1886, 1891, 1896), in der Handelskammer Unterelsaß, als Handelsrichter, im Verband
Südwestdeutscher Industrieller und in anderen Ehrenämtern für das Wirtschaftsleben, besonders
für die Rheinschiffahrt bis Straßburg eingesetzt. Seine Söhne Eugen und Paul Jacobi waren schon
länger als Diplomingenieure in Straßburg tätig und wurden nun Teilhaber. Damit folgten auf die
Kaufleute der ersten Generation jetzt Akademiker und Ingenieure.

8 Die wirtschaftliehe Entwicklung Elsaß-Lothringens 1871 bis 1918. Hrsg. im Auftrage des Wissenschaftlichen
Instituts der Elsaß-Lothringer im Reich an der Universität Frankfurt von M. Schlenker. Frankfurt 1931,
S. 240. — Wissenschaft, Kunst und Literatur in Elsaß-Lothringen 1871-1918. Hrsg. von G. Wolfram.
Frankfurt 1934, S. 41, 43, 56f., 514: Über die Ausstattung der Straßburger Universität mit Regalen von Netter
& Jacobi, Stiftungen von S. Jacobi (Volksbibliothek Alter Bahnhof, Hohkönigsburg-Verein 1904-06)
und von Eugen Jacobi (Universitätsbibliothek).

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