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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 192
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0194
Das Interesse galt hierbei in erster Linie dem Fensterschmuck der Kirchen,
dessen Entwicklung in fränkischer Zeit einsetzt. Aber auch Hohlglas wurde in
klostereigenen Werkstätten hergestellt. Von einzelnen Klöstern des deutschen
Südwestens blieben Nachrichten erhalten, durch die die Herstellung von Glas
bezeugt wird, so vom Kloster St. Gallen aus der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts
und vom Kloster Petershausen bei Konstanz aus dem 13. Jahrhundert. Wie
lange die Bindung des Glasmachergewerbes unserer Gegend an die Kirche und
ihre Klöster dauerte, läßt sich mangels konkreter Überlieferungen mit Sicherheit
nicht feststellen. Ausgangs des 14. Jahrhunderts muß die Loslösung von
der Kirche und den Klöstern wohl weitgehend vollzogen gewesen sein.

Die Glashütten

In den folgenden Jahrhunderten herrschte so gut wie ausschließlich die
Waldhütte vor. Sie verdankt ihren Namen der Lage inmitten großer Waldgebiete
. Ihr Standort entsprang rein wirtschaftlichen Erwägungen. Für die Glasproduktion
benötigte man Holz und zwar in riesigen Mengen. Gerade Holz
war in den ausgedehnten Waldungen des Schwarzwaldes zur Genüge vorhanden.

Im Südwestdeutschen Raum und im Bodenseegebiet haben „Glashütten" mit Sicherheit schon
um 1300 herum bestanden. Auch urkundlich lassen sich Schwarzwälder Hütten weit zurückverfolgen
. Der Ort Glashütte auf dem Hotzenwald wird als Ortsname bereits 1257 urkundlich erwähnt
, Glashusen bei Gündelwangen 1296, die Glashütte bei Waldau als Gründung des Klosters
St. Peter um 1400 und die Glashütte auf dem Schöllkopf bei Schenkenzell im Jahre 1477. Auch in
einer Vergleichsurkunde vom Jahre 1296 zwischen dem Grafen Egon von Freiburg und Eberhard
von Lupfen-Stühlingen ist bei der Grenzbeschreibung eine Glashütte unweit des Bitzenbrunnens
erwähnt. Glashütten bestanden in Todtmoos (1534), Altenbeuren und Leibertingen sowie Längenfeld
(1567), Rippoldsau (1587) und andere mehr. Ihre Initiatoren waren neben den Bischöfen
von Straßburg vor allem die Herren von Fürstenberg und die Markgrafen von Baden-Baden.

Die Glasmacher

Nicht selten war bei der Errichtung einer ,,Waldglashütte" das Hauptinteresse
gar nicht auf die eigentliche Glaserzeugung gerichtet. Man wollte vielmehr in
erster Linie bisher ungenutzte Wälder erschließen, möglichst gewinnbringend
verwerten und sozusagen als Nebenwirkung den Boden dem Ackerbau nutzbar
machen. So entstand zumeist eine Art halbbäuerliche Wirtschaft; die
Glasmacher trieben gleichzeitig nebenher noch Landwirtschaft und machten
das Land urbar. Sie hatten eigene Rechte, was ihnen nicht selten den Neid der
damals unfreien Bauern einbrachte. Ihre Arbeit vollzog sich in einer Welt, in
die sie sich nicht hineinschauen ließen. Inmitten der Wälder betrieben sie jahrhundertelang
ihr geheimnisumwittertes Gewerbe, begünstigt von der Landesherrschaft
, der weltlichen wie der geistlichen. Von den Menschen gemieden, in
der Waldeinsamkeit hausend, schlössen sich die Glasmacher naturgemäß enger
zusammen. Die Glasmacherfamilien heirateten fast ausschließlich unter
sich. So entstand eine besondere Art der Mischform von Genossenschafts-und
Eigenbetrieb. Diese Mischform der älteren Zeit reichte weit in die neuere Zeit

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