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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 193
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hinein, und sie blieb auch noch erhalten, als nach dem Dreißigjährigen Krieg
neue Hütten entstanden. Zahlreiche Flur- und Ortsnamen erinnern noch heute
im Schwarzwald und auch sonst an alte vergangene Glasmachersiedlungen.

Die Befeuerung

Wichtigstes Brennmaterial der Glasfabrikation war bis ins 18. Jahrhundert
das Holz. Es stand umsonst zur Verfügung. Doch war der Holzverbrauch bei
der Glasfabrikation ungemein groß. Man errechnete, daß man in jener Zeit
zur Herstellung von 100 Kilo Glas sage und schreibe 100 Kubikmeter Holz (!)
benötigte. Ein Kilogramm Glas kostete also einen ganzen Kubikmeter Holz!
Davon verbrauchte man zum Schmelzen des Glases selbst nur etwa drei Prozent
. Siebenundneunzig Prozent aber verschlang die Gewinnung der Pottasche
, die neben Quarzsand damals den wichtigsten Rohstoff bildete. Sie wurde
als Aufschlußmittel für die Glasschmelze benötigt und mußte in einem aufwendigen
und mühseligen Verfahren gewonnen werden.

Die venezianischen Glasmacher verwendeten zur Sodaherstellung die Asche der in speziellen Kulturen
angebauten Pflanze Bariila. Damit besaßen sie ein eigenes Sodamonopol, das sie mit allen
Mitteln hüteten und verteidigten.

1791 gelang es dem französischen Chemiker Leblanc, aus Steinsalz Soda herzustellen
. Diese Erfindung bewirkte, daß die durch die Glashütten verursachten
Waldverwüstungen und der riesige Holzverbrauch aufhörte. Noch billiger
und auch reiner aber war die Soda, die der belgische Chemiker Solvay 1866
nach dem sog. Ammoniak-Verfahren herstellte. Die heute verwendete Soda
wird nach diesem Verfahren erzeugt. Das künstliche Verfahren der Sodaherstellung
und die ihm folgenden feuerungstechnischen Entwicklungen hatten
die Schaffung der „Großglasindustrie" in den Kohlerevieren zur Folge.

Bereits um 1580 waren in Hessen Bestrebungen im Gange, sich vom Holz als
Brennmaterial freizumachen. Man versuchte, die Glasöfen mit Braunkohlen
zu befeuern, aber diese Versuche schlugen fehl. Einhundert Jahre später folgte
die erste Hütte im Saargebiet diesem Beispiel; ab 1780 setzte sich die Steinkohlenfeuerung
bei den Glashütten allmählich durch. Die Entdeckung der
Kohlevergasung um das Jahr 1850 und die Erfindung des regenerativbeheizten
Schmelzofens (1856 durch Friedrich Siemens) gaben der Glasindustrie
einen ungeheuren Aufschwung. Die Schmelzaggregate wurden größer,
und die kontinuierliche Schmelzwanne löste in vielen Fällen den bisher benutzten
, alten Hafenofen ab. Dieser Gasbefeuerung folgte im Laufe der Zeit
das Öl als Brennstoff; dort wo der Strom billiger zu bekommen ist, schmilzt
man mit Hilfe des elektrischen Stromes; auch Erdgas findet Verwendung in
der Zeit der heutigen Ölverknappung und Verteuerung. Diese Entwicklung
des Ofenbaus und der Befeuerungstechnik hat einmal in Verbindung mit den
im Laufe der Zeit gewonnenen chemischen und physikalischen Kenntnissen
vom Glas und dessen Schmelze, zum anderen in Verbindung mit der genial zu

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