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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 221
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ständlich ganz legal auf die bevorstehenden Wahlen abgestimmt. Doch hob
Geck in seinem Begrüßungsartikel im „Südwestdeutschen Volksblatt" ziemlich
deutlich auf den Zweck des ersten „badischen Arbeitertages" ab: er bezeichnete
ihn als den „Gründungstag einer dauernden Solidarität der badischen
Arbeiterschaft".15

Namens der Einberufer konnte er am Vormittag gegen 600 Teilnehmer, darunter
256 Delegierte aus fast allen badischen Wahlkreisen begrüßen. Karl
Geck wurde in das Präsidium und Adolf Geck zu einem der Schriftführer gewählt
. Nach einem Referat Dreesbachs über die Reichstagswahl sprach Adolf
Geck über die Landtagswahlen und erläuterte ein von den Offenburger Sozialdemokraten
entworfenes Programm, „worin in 9 Absätzen die Forderungen
zur badischen Politik und Volkswirtschaft ausgesprochen waren". Für die
Reichstagswahl 1890 wurde er in drei Wahlkreisen als Kandidat aufgestellt;
sein „Südwestdeutsches Volksblatt" wurde als Landesorgan anerkannt. Dessen
ungeachtet erschien ab 1. 5. 1890 in Mannheim die sozialdemokratische
„Volksstimme".

In Offenburg konnte man mit dem Verlauf des Arbeitertages, bei dem auf der
Nachmittagssitzung über 800 Personen versammelt waren, vollauf zufrieden
sein. Als „Gründungsakt der badischen sozialdemokratischen Landesorganisation
" (Geck) wurde er zum ersten Landesparteitag. Das Tagungsbüro sollte
gleichsam als Landesvorstand bis zum nächsten Arbeitertag tätig bleiben, tatsächlich
liefen aber die Fäden bei Geck zusammen, dem in der Zwischenzeit
die Rechnungen und die Listen der Vertrauensmänner einzureichen waren.

Die Reichstagswahl vom 20. Februar 1890 bescherte Bismarck eine Niederlage
und den Sozialdemokraten einen gewaltigen Erfolg: im Reich stieg die Stimmenzahl
gegenüber 1887 von rd. 763 000 (10,1%) auf 1,4 Millionen (19,7%),
in Baden von rd. 13 000 (4,8%) auf rd. 30 000 (11,4%). Die Sozialdemokratie
wurde in Deutschland zur stärksten Partei; Bismarck schied am 20. März aus
seinen Ämtern. Für ihn blieb bis zu seinem Tode „die sozialdemokratische
Frage eine militärische", Sozialdemokraten seien Räuber und Diebe, die zermalmt
werden müßten, Ratten im Lande, die vertilgt werden sollten.16

Die rote Fahne und die Arbeiter-Marseillaise

Wenn auch am 25. Januar 1890 im Reichstag die Verlängerung des Sozialistengesetzes
abgelehnt worden war und damit der „Eifer der Folterknechte"
nachließ, so blieben doch alle Unterdrückungsmaßnahmen in Kraft. Obwohl
eine öffentliche Demonstration mit der roten Fahne verboten war, scheuten
die Offenburger Sozialdemokraten nicht davor zurück, zur ersten Feier des
1. Mai Flagge zu zeigen. An diesem Tag sollte das Proletariat international für
den Achtstundentag und andere auf dem internationalen „Marxistenkongreß"
des vergangenen Jahres in Paris gefaßten Beschlüsse demonstrieren. In der

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