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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 232
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Fendrich war 1899 in die 2. Kammer gewählt worden, der er nominell bis 1903
angehörte. Als die sozialdemokratische Fraktion am 28. Mai 1900 in Abwesenheit
von Adolf Geck dem Staatshaushaltsetat für die Jahre 1900 und 1901
zustimmte, rechnete Fendrich sich dies als sein Verdienst an.44 Die Wahltaktik
von 1897, wo die Sozialdemokraten mit bürgerlichen Parteien ein Wahlbündnis
eingegangen waren, und die Budgetbewilligung führten zu publizistischen
Auseinandersetzungen und lebhaften Debatten auf den Parteitagen. Die Badener
kamen schon auf dem Mainzer Parteitag am 16. und 17. September
1900 ins Gemenge.45

Dreesbach (Mannheim) verteidigte in Erwiderung eines Flugblattes von Geck
den Karlsruher Wahlkompromiß, an dem übrigens Adolf Geck nicht unbeteiligt
war, und hielt Geck entgegen, daß er allein nicht berufen sei, ,,die Reinheit
der Prinzipien zu bewahren'', was Fendrich mit einem anzüglichen Hinweis
auf Gecks scheinbare Radikalität erläuterte: ,,Im badischen Landtag
mußte Geck sich das Kompliment des jetzt gestürzten Reaktionsministers Eisenlohr
gefallen lassen: Wenn sich die Sozialdemokratie so bessere, wie Geck
in seinen Reden im Landtag, so werde er künftig sozialdemokratische Versammlungen
nicht mehr überwachen lassen. Gegen dieses Kompliment mußte
sich Dreesbach im Namen der Partei verwahren. Ich, der .Opportunist' und
.Korrumpierte', habe in einem halben Jahr mehr Ordnungsrufe im Landtag
erhalten als Geck in drei Jahren. Urteilen Sie, wer in der Praxis radikal ist,
und wer in der Praxis Verwässerung und Korruption stiftet". Geck, der von
Fendrich als „Brutus" apostrophiert worden war, revanchierte sich mit einer
sehr persönlichen Bemerkung: er habe sich durch seine langjährige Tätigkeit
für die Partei ein Recht auf Achtung erworben und ihr zu einer Zeit gedient,
„wo Fendrich noch die Kinderhosen anhatte". Der Umgangston unter den
verfeindeten Genossen wurde immer rüder. Als sich nach den Diskussionen
auf dem badischen Parteitag vom 23./24. Februar 1901 in Offenburg Rosa
Luxemburg, die von Adolf Geck direkt oder auch über Clara Zetkin mit Material
über die Vorgänge in Baden und zu jener Zeit auch speziell über Fendrich
versorgt wurde,46 sich sehr zum Unwillen der badischen Parteiführung
mit einem Beitrag über „Die badische Budgetabstimmung" in der „Neuen
Zeit" einmengte, beschwerte sich der „Volksfreund" vom 10. April 1901 darüber
, daß diese Zeitschrift gut genug sei, „dem literarischen Schmutz dieses
Frl. Luxemburg als Ablagerungsstätte zu dienen". Es sei höchste Zeit, „daß
den Stänkereien dieser Dame von oben herunter entgegengewirkt werde". Das
Blatt forderte Parteizensur gegen Rosa, und sein Verleger Eugen Geck intrigierte
mit anderen führenden Genossen gegen seinen Onkel Adolf, um diesen
aus seinen Vertrauensstellungen in der Partei zu beseitigen, womit man ihn am
besten unschädlich machen könne.47

Auch nach seinem Ausscheiden aus der „Volksfreund"-Redaktion beteiligte
sich Fendrich zunächst noch sehr aktiv am Parteigeschehen. Auf dem Lübecker
Parteitag (22.-28. 9.), wo Bebel den Revisionisten die Leviten las,

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