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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 233
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verteidigte er das Verhalten der Fraktion bei der Abstimmung über das Budget
. Seine Veröffentlichungen zu diesem Thema waren auf dem Landesparteitag
am 1./2. März 1902 Gegenstand der Kritik Bebels, der nach Offenburg gekommen
war, um der Lübecker Resolution über die grundsätzliche Ablehnung
der Budgetbewilligung Nachdruck zu verleihen.

Fendrich wurde in jenem Frühjahr sehr krank und gab seine Parteimitgliedschaft
auf, ohne daß er als Landtagsabgeordneter die Partei oder die Fraktion
davon verständigte, so daß er irrtümlich als sozialdemokratischer Abgeordneter
bis 1903 geführt wurde. Er erinnerte sich erst wieder an die Partei, als er im
Frühjahr 1904 im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für den vom
18.—24. September in Bremen stattfindenden Parteitag eine Chance sah, wieder
als Journalist im Rahmen der Parteiarbeit tätig zu werden. Um an ihm
teilnehmen zu können, mußte er nicht nur Parteimitglied, sondern auch Delegierter
seines Wahlkreises sein. Da über die Dauer der Zugehörigkeit Fen-
drichs zur Sozialdemokratischen Partei Unklarheit herrscht — in neueren
Publikationen ist bei Jörg Schadt davon die Rede, daß Fendrich in erbitterte
Feindschaft zu Adolf Geck und Bebel geriet und „sich bald wieder von der Sozialdemokratie
getrennt" habe,48 während Helmut Bender angibt, daß sich
Fendrich 1909 von der Partei löste —, soll auf diese Frage hier etwas näher
eingegangen werden.

Die Beschaffung des Mandates für Bremen bereitete keine Schwierigkeiten.49
Fendrich schenkte seinen Genossen in Durlach reinen Wein ein: „Ich habe
mich auf das Feuilleton zurückgezogen. Es liegt in Bremen eine Anzahl Anträge
auf Herausgabe einer Jugendzeitschrift vor. Das ist eine Sache, die mir sehr
am Herzen liegt. Wollt Ihr mir die Möglichkeit geben, für mich zu wirken,
dann gebt mir ein Mandat. Ich zahle die Kosten". Am 28. August wurde Fendrich
mit 14 gegen 11 Stimmen neben Christian Horst zum Delegierten des 9.
Reichstag-Wahlkreises Pforzheim-Durlach gewählt. Außerdem stellten Parteigenossen
aus Durlach für Bremen folgenden Antrag: „An Stelle der eingegangenen
Zeitschrift ,Die Hütte' eine andere Jugendzeitschrift zu gründen.
Die Verbreitung derselben ist zur Pflicht der einzelnen Parteivereine zu machen
". Dem Parteitag lagen allerdings nicht „eine Anzahl Anträge" vor, sondern
nur ein ähnlicher und ein weiterer, der sich für die Beschaffung guter Jugendliteratur
einsetzte. Da gegen dieses „Gefälligkeitsmandat" bei der Mandatsprüfungskommission
Protest erhoben wurde, mußten sich Kommission
und Parteitag mehrmals damit beschäftigen. Wichtigster Punkt war die Nachprüfung
, ob Fendrich zum Zeitpunkt seiner Wahl zum Delegierten überhaupt
Mitglied war. Dieser machte bei der Kommission zunächst geltend, daß er seit
März-April des Jahres wieder organisiert sei, vorher habe er allerdings keiner
Organisation angehört. Vor dem Parteitag führte er dafür besondere Gründe
an: „Ich war zwei Jahre schwer krank, dreiviertel Jahr lag ich fast tagtäglich
zu Bett in einem weltfremden Ort, nicht einmal in einem Dorf, oben im
Schwarzwald, wo man keine Verbindung hat. Die Ärzte haben mich aufgege-

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