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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 236
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gar nichts, und so ehrend für mich die kurze Unterredung war, meine Hoffnungen
auf unser soziales Kaisertum großen Stiles sind ein wenig gesunken.
Aber als Mensch achten, als Mann ehren und als Freund des Humors manchmal
ein bissei lieben muß man den Kaiser".55 Als einen Beleg dafür, daß der
Kaiser die Wirklichkeit der Welt noch nicht ganz kenne, zitiert er dessen Äußerung
,,was Rotes im Knopfloch tue doch auch gut": ,,Se. Majestät kann
sich offenbar gar nicht denken, daß man, ohne solche Ehrungen gering zu
schätzen, doch nicht danach strebt oder geizt". Ob Alexander von Müller daraufhin
in dieser Richtung tätig wurde, ist mir unbekannt, immerhin vermittelte
er einen Empfang Fendrichs durch Friedrich Wilhelm von Berg, Chef des
Zivilkabinetts des Kaisers, wenngleich er von der Hoffnungslosigkeit des Unternehmens
überzeugt war. Ganz offensichtlich wurde Fendrich von höchsten
Stellen als ein Repräsentant der Sozialdemokratie angesehen, denn Müller vermerkte
am 25. August 1918 auf Schloß Wilhelmshöhe ausdrücklich, daß „der
zur Sozialdemokratischen Partei gehörige Schriftsteller Fendrich" bei ihm gewesen
sei. Was Fendrich wenige Monate vor dem Zusammenbruch als sozialdemokratischer
konstitutioneller Monarchist an Ratschlägen zu bieten hatte,
war nicht eben viel:56

„1. Eine von sichtbarster Stelle ergehende Mahnung des Kaisers etwa in dem
Sinne: Was das Blut zusammengeschweißt hat, soll kein Programm trennen.
2. Eine Erklärung der Obersten Heeresleitung, daß die Gegner des gleichen
Wahlrechts sich nicht auf die OHL berufen könnten. 3. Energische Einführung
des gleichen Wahlrechtes. 4. Umstellung der Propaganda von dem Aktenmäßigen
auf das Gefühlsmäßige, so wie es bei unseren Feinden geschieht".
Aber mit seinen Bemühungen, die gefährliche innerpolitische Lage zu entschärfen
, stieß er bei dem konservativen Berg auf taube Ohren. Aus seinem
Rechtskurs, den er während des Krieges in so exponierter Weise gesteuert hatte
und der Marie Geck in ihrem Nachruf auf Rosa Luxemburg noch so sehr in
Rage brachte, zog der „Parteiverderber Anton Fendrich", wie ihn auch später
noch der Parteiveteran Jakob Hetzel aus Bodersweier nannte, schließlich 1927
die Konsequenz. Geck meldete in der Beilage vom 27. 4. zum „Alten" seinen
aus der „Offenburger Zeitung" entnommenen Parteiaustritt mit dem Zitat:
„es scheint, daß ihm die nationale Bewegung und bis zu einem gewissen Grad
auch eine andere, mehr positive Einstellung zu Religion und Christentum der
Partei entfremdet hat".

Bebel: Geck soll sich an die Spitze der Opposition stellen

Das Einschwenken des „Volksfreund" in das revisionistische Fahrwasser und
die Haltung der Landtagsfraktion in der Frage der Budgetbewilligung ließ Baden
zum Sorgenkind Bebels werden: „Einstweilen sind die Dinge in Baden so
zerfahren als möglich, und ich sehe keinen Ausweg wie es besser werden soll".
Wenn er dann Geck vorwarf, daß er zu lange schweige und dadurch an Boden
verliere, war ihm offenbar sehr bald bewußt geworden, daß dieser nicht die

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