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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 240
(PDF, 76 MB)
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betrifft, so dürfte sie zu dem in Widerspruch stehen, was Haselier in seinem
trefflichen Aufsatz über die Aufnahme Gecks in Berlin sagt: „Vielfach wurde
der fröhliche und geistreiche Badener von seinen Reichstagskollegen wie eine
Verkörperung des gemütvollen süddeutschen Wesens empfunden".

Adolf Geck verliert seinen Sitz im Reichstag

Bei der Reichstagswahl von 1912 konnten die Sozialdemokraten einen gewaltigen
Erfolg verbuchen: mit 4,25 Mill. Stimmen (34,8%) gegen 3,26 Mill. im
Jahre 1907 (28,9%) wurden sie stärkste Partei und erzielten 110 (43) Mandate.
In Baden stieg zwar die Stimmenzahl von 93 386 (23,9%) auf 117 154
(28,3%), doch büßten die Sozialdemokraten von drei Mandaten zwei ein.
Geck unterlag in seinem Karlsruher Wahlkreis bei der Stichwahl vom 20. Januar
dem Rechtsanwalt Dr. Ludwig Haas von der Fortschrittlichen Volkspartei
, der den Wahlausgang ritterlich kommentierte:

„Wir jubeln nicht über Geck. Wir haben ihn bekämpft, weil wir glauben, daß seine Ansichten
falsch sind. Aber wir senken unsere Fahnen vor ihm. Er hat für seine Überzeugung gekämpft.
Wenn wir ihn bekämpfen mußten, so war es, weil er am radikalsten Flügel stand. Wir verstehen
zu einem Teil seine radikalen Anschauungen. Er hat gelitten unter dem Sozialistengesetz; er hat
ein langes, arbeitsreiches Leben seinen Überzeugungen gewidmet und im Dienste seiner Partei gestanden
".64

Nur der Mannheimer Rechtsanwalt Dr. Ludwig Frank konnte das seit 1907
innehabende Mandat erfolgreich verteidigen. Bei der damaligen Ersatzwahl
für den verstorbenen August Dreesbach erhielt er bereits im 1. Wahlgang 51 %
der abgegebenen Stimmen, bei der Reichstags wähl am 12. 1. 1912 im 1. Wahlgang
sogar über 55%.65

Den Verlust des Karlsruher Wahlkreises verdankten die Sozialdemokraten der
Taktik des Zentrums, das sich nach den Worten von Joseph Schofer für die
Losung von Kolb revanchierte, Südbaden müsse vom Zentrum gesäubert werden
. ,,In Karlsruhe-Bruchsal gab in letzter Stunde der Stichwahl Trunk als
kluger Führer des Zentrums die Parole für den Demokraten Dr. Ludwig Haas
aus. So bezahlte Geck, was Kolb begonnen und gewollt hatte".66 Daß Geck
auf sicherem Platz wieder die Wahl zum Stadtverordneten für die Amtszeit
von 6 Jahren gewann, konnte für ihn natürlich keinen Ausgleich bedeuten.
Doch darf man seine Zugehörigkeit zum Bürgerausschuß nicht unterschätzen,
denn dieses große Gremium bot ihm eine ausgezeichnete Möglichkeit, sozialdemokratische
Kommunalpolitik zu demonstrieren, wovon er auch ausgiebig
Gebrauch machte. Außerdem verschafften die Bürgerausschußsitzungen den
Sozialdemokraten die erwünschte Publizität, zumal Adolf Geck keinerlei
Scheu zeigte, „heiße Eisen" anzufassen. Die Offenburger waren jedenfalls
besser über seine kommunalpolitische als über seine Tätigkeit im Landtag
oder Reichstag unterrichtet. Geck hatte in der 2. Klasse der Mittelbesteuerten,
sein Konkurrent, der Drucker und Verleger Hugo Zuschneid dagegen in der
1. Klasse der Höchstbesteuerten kandidiert.

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