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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 242
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nur indirekt gegen sie zu wirken, sonst ruft er aufs Neue einen Kampf hervor, dem seine physischen
Kräfte und seine Nerven nicht gewachsen sind. Ich weiß, es ist nicht leicht, was ich vorschlage
, aber er muß aus seiner Isolierung heraus".

Bebel wußte tatsächlich nur zu gut, daß Geck nicht die Konstitution besaß,
um harte Kämpfe durchzufechten. Sein Gesundheitszustand war öfters recht
bedrohlich. Um nur zwei Beispiele zu nennen: am 29. 8. 1905 schrieb Bebel an
Kautsky: „Sonst nichts Neues, außer daß Ad. Geck krank ist — stürzte ohnmächtig
auf der Straße zusammen. Arzt konstatierte Herzleiden"; am 10. Juni
1912 berichtete er Luise Kautsky: „Geck ist schwer Herzkrank, sein Zustand
ist bedenklich".69 Er hatte sich nun offensichtlich damit abgefunden,
daß Geck in absehbarer Zeit innerhalb der badischen Parteiorganisation keine
ins Gewicht fallende Rolle mehr spielen würde, denn da war keine Rede mehr
davon, daß dieser sich an die Spitze der Opposition stellen solle. Aber so treffend
Bebel auch seinen Freund charakterisierte und nicht minder scharf kritisierte
, so sehr mußte er sich eigentlich darüber im klaren sein, daß es ihm
selbst nicht gelungen war, die „Kolb und Konsorten" in den Griff zu bekommen
, obwohl er auf den Parteitagen — im Gegensatz zu Geck in Baden — die
Mehrheit gegen die Revisionisten hinter sich hatte. Gewiß, auf etlichen Parteitagen
hatte er unerbittlich mit den Revisionisten abgerechnet, aber konnte er
von sich in Anspruch nehmen, sie „an der Gurgel" gepackt zu haben?

Als im September 1908 auf dem Parteitag in Nürnberg mit 258 gegen 119
Stimmen eine Resolution des Parteivorstandes angenommen wurde, worin die
Bewilligung des Budgets in den Landtagen von Baden, Bayern und Württemberg
als unvereinbar mit den Resolutionen von Lübeck (1901) und Dresden
(1903) erklärt wurde, gaben 66 Delegierte aus süddeutschen Ländern ihre Auffassung
zur Kenntnis, daß in allen speziellen Angelegenheiten in der Landespolitik
die Landesorganisation die zuständige Instanz sei und die Entscheidung
über die Budgetabstimmung dem Ermessen der ihrer Landesorganisation
verantwortlichen Landtagsfraktion vorbehalten bleiben müsse.70 Der
Parteitag zog aus dieser Erklärung keine Konsequenzen, während die führenden
süddeutschen Revisionisten durchaus gesonnen waren, für den Fall, daß
es zum Schwur kommen sollte, das Tischtuch zu zerschneiden. So hatte Frank
vor dem Parteitag an Leonie Meyerhof-Hildeck geschrieben: „Ich hoffe, daß
eine Spaltung sich vermeiden läßt. Die Umformung der Partei wird sich in den
nächsten Jahren schnell und sicher vollziehen. . .", und nachher versicherte
er am 23. Oktober Ignaz Schiomer: „Wir werden uns auf den Parteitagen
durchzusetzen wissen. Nürnberg war nicht das Ende, sondern der Anfang unserer
Los-von-Berlin-Bewegung".71 Auf einer Konferenz vom 18. Oktober
war die Erklärung der 66 Delegierten von Nürnberg gegen die Stimmen der
Landtagsabgeordneten Adolf Geck, Emil Eichhorn und Gustav Lehmann
vom badischen Landesvorstand, der Landtagsfraktion, den Vorsitzenden der
14 Reichstagswahlkreise und den Vertretern der Presse gebilligt worden, ohne
daß auch hier der Parteivorstand Einspruch erhoben hätte.72

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