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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 244
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mium mit bedeutenden Funktionen und Befugnissen. Die Kontrolleure waren
mit Stimmrecht am Parteitag teilnahmeberechtigt. Angesichts seiner Zugehörigkeit
zu diesem hohen Parteiorgan mochte es Geck besonders verdrießen,
daß er auf das Parteigeschehen in Baden so wenig Einfluß hatte. Dort waren
Kolb und Frank die unbestrittenen Parteiführer.

Ein kurzer Blick auf die Persönlichkeit Kolbs mag hier schon genügen, um ermessen
zu können, warum sich dieser und nicht Adolf Geck innerhalb der badischen
Sozialdemokratie durchsetzen konnte. Der Fraktionsvorsitzende und
Chefredakteur des „Volksfreund" hatte genau die Eigenschaft, die Bebel an
Geck vermißte: „Kolb war überhaupt eine Kampfnatur durch und durch".
Sein Redaktionskollege unterstrich dies noch mit dem Zusatz, daß er dabei
„stets nach der Rolle des Hammers strebte", wenngleich er oft auch die Rolle
des Ambosses übernehmen mußte.78 Die sozialdemokratische „Volkswacht"
wird in ihrem ehrenden Gedenken für den am 18. April 1918 verstorbenen
Wilhelm Kolb noch etwas deutlicher: „Es zierte ihn auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit
, die ihm besonders in parteigenössischen Kreisen manchen Gegner
schuf."19 Es ist bezeichnend, daß auch der „Volksfreund" in seinem
Nachruf auf Kolb dessen „rauhen Ton" erwähnt, der sich oft im Widerstreit
der Meinungen beimengte.80 Was Adolf Geck offenbar abging, besaß sein Widersacher
Kolb: den für einen Politiker notwendigen Ehrgeiz. Ein gutgemeinter
Hinweis findet sich im Nachruf des Zentrumorgans. Der „Badische Beobachter
" schrieb: „Restloser Arbeitsdrang, leichte Art zu arbeiten und ein hohes
Maß von Idealismus, eine gute und wirksame Rednergabe und ein gewisser
Ehrgeiz führte den einfachen Tünchergesellen auf die Höhen hervorragenden
politischen Einflusses".81 Doch linke Sozialisten, wie Georg Monsch, betrachteten
diesen Ehrgeiz mit kritischeren Augen. Kolb sei „innerlich ein guter Sozialist
" gewesen, doch habe ihn sein Strebertum verdorben:

,, Adolf Geck nahm den begabten Jungen in die Redaktion. Wie so oft, wenn es einem Proletarier
etwas besser geht, erfaßte auch Kolb den Ehrgeiz, auf den Schultern der Arbeiter emporzuklet-
tern, Abgeordneter zu werden, Karriere und sich vermögend zu machen. Hierzu schien ihm förderlich
, die Partei revisionistisch zu machen, alte Parteigrundsätze abzulegen und mit Bürgertum
und Regierung zu harmonieren. Es gelang ihm; nun strebte er nach einem Ministersessel"r.82

Über die wohl letzte Attacke Kolbs gegen Geck in der Sitzung der 2. Kammer
vom 10. 1. 1918 berichtete der „Alte" am 27. 1. Geck war vorgeworfen worden
, daß er den zwölfjährigen badischen „Großblock", eine Koalition von
Sozialdemokraten, Demokraten und Liberalen, gesprengt habe: „Der abhängige
Sozialdemokrat Kolb bestritt die Richtigkeit dieser Behauptung Rebmanns
und verknüpfte damit einen persönlichen Ausfall gegen Geck, der ihm
dazu nicht die geringste Veranlassung gegeben hatte. Dabei mußte auch wieder
der ,Alt Offeburger', den der ,Volksfreund' Kolbs schon längst das langweiligste
Spießbürgerblatt Badens genannt hatte, sein Fett abbekommen.
Abg. Kolb sagte: „Wer den Politiker Geck kennen lernen will, . . . der soll
sich auf ,Dr alt Offeburger' abonnieren, dort lernt er den Herrn Abg. Geck
kennen, wie er leibt und lebt, wie revolutionär er ist bzw. das Gegenteil

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