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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 248
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können. Adolf Geck warf etliche Jahre später die Frage auf, warum die Gewerkschaften
bei Kriegsbeginn nicht den Generalstreik ausriefen, nachdem sie
1912 im Dom zu Basel beim Internationalen Sozialistenkrieg bei der Friedenskundgebung
„den Bund mitgeschworen" hätten, um nun in Treue Millionen
vor Tod und Siechtum zu retten. Aber Bebel hatte schon 1906 auf dem Mannheimer
Parteitag, an dem Adolf und Marie Geck teilnahmen, klargelegt, daß
es bei Ausbruch eines Krieges, wo Millionen vom ersten Tage an marschieren,
darunter viele hunderttausend Parteigenossen, eine kindliche Idee wäre, einen
Massenstreik inszenieren zu wollen. Wenn eine Parteileitung tatsächlich so
kopflos handelte, würde mit der Mobilmachung der Kriegszustand verhängt
und die Militärgerichte in Tätigkeit treten. Doch ehe noch am 31. Juli vom
Kaiser der Zustand drohender Kriegsgefahr verkündet wurde, wonach die
vollziehende Gewalt von den Zivilbehörden auf die stellvertretenden Generalkommandos
überging, hatte der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete
Albert Südekum dem Reichskanzler Bethmann-Hollweg am 28. Juli versichert
, daß die Sozialdemokratie „keinerlei wie immer geartete Aktion" gegen
den Krieg unternehmen werde.88

Bevor noch die Parteiführung und Fraktion ihre Beschlüsse zur Frage der
Kriegskreditbewilligung faßten, hatte Ludwig Frank bereits seine Entscheidung
getroffen und sie den Mannheimer Vertrauensleuten bekanntgegeben:
„Die Pflichten des Parteigenossen fallen jetzt voll zusammen mit den Pflichten
des Bürgers. Alle anderen Rücksichten treten zurück hinter der Pflicht,
das bedrohte Vaterland zu schützen. In dieser schweren Zeit sind wir ein einig
Volk von Brüdern . . . Ich werde selbstverständlich meine Stimme für die Bewilligung
der Kriegskredite abgeben, und ich zweifle nicht, daß meine Fraktion
das gleiche tun wird. Ich weiß, daß meine Parteigenossen im Kreis meine
Haltung billigen". Frank tat noch mehr. Er traf nicht nur eine persönliche
Entscheidung, sondern informierte am 1. August, dem Tag der deutschen
Kriegserklärung an Rußland, seinen Freund Wilhelm Kolb vom „Volksfreund
", daß er versuchen werde, unter allen Umständen durchzusetzen, daß
die Fraktion für die Kriegskredite stimme: ,,Im Notfall die Süddeutschen allein
!" Kolb solle mit einer Notiz etwa folgenden Inhalts darauf vorbereiten,
„daß jetzt im Augenblick der Gefahr und der nationalen Verteidigung alle
Rücksichten zurücktreten müßten hinter der Notwendigkeit, geschlossen die
Grenzen zu schützen und daß selbstverständlich unsere Fraktion die Kriegskredite
— bei aller Friedensliebe und Wahrung unserer prinzipiellen Gegnerschaft
gegen den Krieg — nicht ablehnen werde. Dies sei auch meine Meinung,
wie Du mitteilen kannst. Ich werde die ,Volksstimme' und ,Volkswacht' veranlassen
, ähnlich zu schreiben."

Am gleichen Tag kehrte Adolf Geck in der Nacht vom Bodensee nach Offenburg
zurück; in der Zeit, „als das größte Verbrechen der Weltgeschichte eingeleitet
wurde durch die von Deutschland betriebene Kriegserklärung an Serbien
", befand er sich im Erholungsheim der Gewerbetreibenden St. Leonhard

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