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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 251
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0253
frz. Kugeln meine parlamentarische Immunität achten. Ich habe den sehnlichsten
Wunsch, den Krieg zu überleben und dann am Innenbau des Reiches mit-
zuschaffen. Aber jetzt ist für mich der einzig mögliche Platz in der Linie in
Reih und Glied, und ich gehe wie alle anderen freudig und siegessicher",
schrieb er am 23. 8. an seine Freundin Leonie Meyerhof-Hildeck. Frank, der
in seiner Rede vom 11. 6. 1913 in einer Wilmersdorfer Volksversammlung den
Massenstreik als letztes Mittel zur Beseitigung des preußischen Dreiklassen-
Wahlrechtes propagiert hatte, erhoffte sich nun die Erreichung dieses Zieles
durch eine Unterstützung des Krieges seitens der Sozialdemokratie: „Die internationale
Idee ist auf lange hinaus zurückgedrängt worden durch die Realität
einer nationalen Arbeiterbewegung. Statt eines Generalstreiks führen wir
für das preußische Wahlrecht einen Krieg." Mit jedem Tag wuchs seine Begeisterung
: „Wir reisen heute abend", berichtete er am 31. 8. der Freundin, „die
Grenadiere singen den ganzen Morgen: .Siegreich wollen wir Frankreich
schlagen, sterben als ein tapfrer Held'. Ich freue mich auf den Krieg und auf
ein frohes Wiedersehen im Frieden." Vor Avricourt schreibt er ihr am 1.9.:
„Die ersten Soldatengräber und den ersten Geschützdonner! Hoffentlich feiern
wir morgen den Gedenktag von Sedan durch einen Sieg." Die französischen
Kugeln achteten seine Immunität nicht: beim ersten Einsatz fiel er am 3.
September bei dem Dörfchen Nossoncourt (bei Baccarat). „Der begeisterte
Fürkämpfer für einen ewigen Frieden, für einen Bruderbund zwischen dem
deutschen und französischen Kulturlande liegt in fränkischer Erde, vernichtet
von einer französischen Kugel — vielleicht vom Geschosse eines französischen
Sozialisten, dessen Herz für den Frank'sehen Idealismus noch vor Kriegsbeginn
beglückt geschlagen hat", schrieb der „Alte" vom 13. 9. in seinem
Nachruf.

Was Adolf Geck am 29. 11. 1914 über den Nachfolger Franks im Reichstag
schrieb, ist bezeichnend für den Charakter der verwandtschaftlichen Beziehungen
seiner Neffen zu ihm: „Täglich trafen wir uns als Nachbarn . . „zuletzt
hatten wir auch über die Kandidatenfrage in Mannheim gesprochen. Mit
keinem Hauch schnaufte mein Neffe Oscar davon, daß wegen seiner Person
seit einigen Tagen ein diplomatischer Notenwechsel zwischen Mannheim und
Offenburg stattfand. Plötzlich stand ich vor der verblüffenden Zeitungsnotiz:
Oscar Geck wird am 17. November 1914 im 11. badischen Wahlkreis ohne
gegnerischen Widerspruch das neueste deutsche M.d. R. Er hat's von klein auf
immer so gehabt mit der redaktionellen Tugend der Verschwiegenheit . . ."
Oskar Geck, Redakteur der „Volksstimme", gehörte dem Reichstag bis zu
seinem Tode im Jahre 1928 an.

,,Nieder mit dem Kriege!"

Während der 4. August für Ludwig Frank „ein großes Erlebnis" bedeutete,
trug sich Rosa Luxemburg an diesem Tag mit Selbstmordgedanken, versuchte

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