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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 252
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aber dann, eine Oppositionsbewegung zu formieren. Das Ergebnis ihrer 300
Telegramme an örtliche Funktionäre, Stellung zum Beschluß der Reichstagsfraktion
zu nehmen und zu einer Besprechung nach Berlin zu kommen, war
„katastrophal". Erst im September publizierte sie zusammen mit Karl Liebknecht
, Dr. Franz Mehring und Clara Zetkin in der Schweiz eine knappe Erklärung
für die ausländischen Genossen über ihre abweichende Haltung von dem
Standpunkt der Sozialdemokratie.92 Die Unterschrift von Clara Zetkin hatte
sie nach einem kurzen Besuch in Stuttgart erhalten. Zweifellos hatte sie sich
auch an Adolf Geck gewandt, wenngleich sich im Nachlaß kein Telegramm
befindet, denn am 1. November schrieb sie an Hans Diefenbach, daß vor einigen
Wochen auch endlich der Vater von Brandel mit Clara Zetkin bei ihr gewesen
sei. Dieser Besuch fand sehr wahrscheinlich im Oktober statt. Geck hatte
am 20. Oktober Karl Kautsky nachträglich zu dessen Geburtstag (16. 10.)
gratuliert und vermerkt, daß er nach 1 1/2 Jahren den Kontrolldienst in Berlin
angetreten habe. Er könne ihn nicht persönlich aufsuchen, da er noch seine
Tochter Erika in Leipzig besuchen wolle und auf raschem Wege „wieder heim
zum kranken Schatz" müsse.93 Offenbar nahm er sich aber noch die Zeit, mit
Clara Zetkin, die ebenfalls der Kontrollkommission der Partei angehörte, Rosa
Luxemburg aufzusuchen. Man darf also annehmen, daß Geck wegen der
Erkrankung seiner Frau und seines eigenen schlechten Gesundheitszustandes
nicht früher mit Rosa zusammentreffen konnte.

Für Besuche blieb auch nicht viel Zeit. Nachdem Brandel Geck schon seit
dem 2. Mobilmachungstag Soldat war, rückte nun am 25. Oktober auch Teil
Geck als kriegsfreiwilliger Krankenträger zur Sanitätskompanie Nr. 15 nach
Karlsruhe ein, um dann am 14. 11. in das Münstertal in die Vogesen zu ziehen
. Die Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende war längst geschwunden. Seit
die verlustreiche Flandernschlacht am 16. 11. abgebrochen worden war, hatte
im Westen der Stellungskrieg begonnen. Wie überall war auch im Hause Geck
die Stimmung in der ersten Kriegsweihnachtszeit gedrückt:

„Friede den Menschen auf Erden! An dieser Weihnacht empfindet es die Menschheit schwerer
denn je, wie platonisch dieser Wunsch seit zwei Jahrtausenden geblieben ist. Ein Krieg Aller gegen
Alle mit der Losung, nicht zu ruhen, bis der Feind, der auch Mensch und Bruder genannt wird,
vernichtet hingestreckt ist. Es ist dem Vater der Christenheit im römischen Vatikan nicht gelungen
, das stereotype Gebot .Frieden den Menschen auf Erden!' auch nur durch einen Waffenstillstand
in eine kurze Wirkung zu versetzen für das bißchen Zeit, wo die Christenheit deutscher und
französischer Zunge das Fest des menschgewordenen Messias, der den Frieden brachte, feiert."

Bei allem selbstverständlichen Lob für die Tapferkeit der Soldaten scheut sich
der „Alte" von Anfang an nicht, den Lesern das wahre Gesicht des Krieges zu
zeigen, um angesichts der offiziell unentwegt gepflegten Siegesillusionen den
Boden für einen Versöhnungsfrieden vorzubereiten. „Und immer neue Ladungen
verstümmelter Krieger treffen am Bahnhof ein. Wer einmal solche
Gruppenbilder im Schmerze vereinigter, blutender Deutscher und Franzosen
gesehen hat, der wird vom Chauvinismus geheilt, wenn sein Herz nicht versteinert
ist", schrieb er bereits am 6. 9. 1914. Seine Kriegsbilder sind und bleiben

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