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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 254
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0256
in einem Aufruf zum Kampf für den Frieden und gegen den Burgfrieden nieder
, der in den Ländern der Delegierten veröffentlicht werden sollte, was in
Deutschland unter den Bedingungen des Belagerungszustandes und der Pressezensur
ein riskantes Unternehmen bedeutete. Vom deutschen Parteivorstand
war keine Unterstützung zu erwarten: nach den Worten Clara Zetkins
erklärte er die erste Aktion des internationalen Sozialismus in Acht und Bann,
und in seinem Rundschreiben denunzierte er ihr Manifest geradezu dem
Staatsanwalt.94 Auf der Rückreise von Bern machte Clara Zetkin sicher Station
bei ihren Freunden in Offenburg. Adolf und Marie Geck hatten sowohl
am Stuttgarter Kongreß der II. Internationale 1907 als auch am Internationalen
Sozialistenkongreß in Basel vom 24. und 25. Nov. 1912 teilgenommen, bei
denen beide von der dort manifestierten Ablehnung imperialistischer Kriege
tief beeindruckt waren. Auf sie konnte Clara unbedingt bauen:

„In aller Heimlichkeit wurde in Offenburg in der Druckerei Geck der Text eines Friedensflugblattes
,An die Frauen des arbeitenden Volkes' gesetzt, die Druckfahnen von den Familienangehörigen
korrigiert und der Druck des Blattes ebenso verschwiegen vorgenommen. Nur Adolf Geck
selbst, das alte Betriebsfaktotum Otto Knauer und Gecks Tochter Rohtraud waren an den
Druckarbeiten beteiligt und wußten von der Sache. Vorsichtshalber ließ Adolf Geck durch seine
Tochter Rohtraud die Matern des Satzes nach dem Ausdruck des Flugblattes im Garten des Hauses
Zähringerstraße 13 vergraben."95

In Karlsruhe, wo zuverlässige Vertraute Gecks das Flugblatt am 1. Mai verteilten
, wurden die Betreffenden wegen versuchten Landesverrats in Untersuchungshaft
genommen, die bei Georg Philipp Dietrich mindestens bis zum
2. 2. 1916 dauerte. Geck selbst, der sich in jeder Weise um die Verhafteten
kümmerte, geriet nicht in Verdacht. Clara Zetkin, die nach einer polizeilichen
Vernehmung, über die sie die Familie Geck am 13. Juli 1915 informierte, wurde
am 18. August in das Amtsgefängnis II in Karlsruhe eingeliefert. Adolf
Geck berichtete am 5. 9. der ,.Mutter Kautsky", daß er von ihr zwei Briefe
mit günstigen Nachrichten habe: „Als sie in Stuttgart aus unserer Nestorenmitte
hinweg verhaftet wurde, lagen gerade zwei polemische Artikel vor, die
ich wegen der barbarischen Behandlung unserer gefangenen Karlsruher Genossen
in der Parteipresse losgelassen hatte. Darauf kam die Wendung".
Nach abgeschlossener Voruntersuchung konnte sie von ihrem Anwalt Dr.
Dietz in ihrer Klosterzelle besucht werden, wo die Nonne sogar für die
„Gleichheit" arbeiten durfte.96

Zu der Sorge um die Freunde gesellten sich die Besorgnisse um die zwei im Felde
stehenden Söhne. Beide Soldatenbuben seien vor vier Wochen gleichzeitig
für 10 Tage in Urlaub gewesen: „War alles nett, wenn nur der Abschied nicht
gewesen wäre. So etwas greift dem alten Geck an sein kaputtes Herz. Sonst
schlage ich mich noch leidlich durch, bis die Buben hoffentlich ganz wieder
heimkehren aus der Sauerei unserer Durchhaltungs-Glanzperiode ..."

Aber es war nicht nur das dringende Verlangen nach einem baldigen Friedensschluß
, das im Druck des Berner Manifestes und drastisch im Brief an Luise

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