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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 255
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Kautsky zum Ausdruck kam, sondern auch die von der Partei praktizierte Politik
des „Burgfriedens", welche seine Gegnerschaft zur Parteimehrheit radi-
kalisierte. Deren Verzicht auf eine Opposition und öffentliche Auseinandersetzung
stellte sich ihm als Krönung des revisionistisch-reformistischen Kurses
führender rechter Sozialdemokraten wie Kolb, Frank und David dar, der sich
parteipolitisch als Unterdrückung der Linken auswirkte. Wenn z. B. vom Bezirksamt
Offenburg aufgrund einer Anordnung des stv. Gen.Kdos. des XIV.
A. K. eine vom dortigen sozialdemokratischen Verein auf den 1. Mai anberaumte
Mitgliederversammlung untersagt wurde, so erinnerte dies Geck an die
Zeit des Sozialistengesetzes. Man hätte deshalb erwarten können, daß er sich
öffentlich mit den oppositionellen Sozialdemokraten solidarisieren würde, die
am 8. Juni 1915 an die Vorstände der SPD und der szd. Reichstagsfraktion
ein Protestschreiben wegen der von ihnen seit dem 4. August verfolgten Politik
richteten.97 Erstaunlicherweise hielt sich aber Geck zurück, obwohl zu den
Unterzeichnern auch sein Freund Fritz Kuhnert, M.d.R., der Arbeitersekretär
Martzloff von Freiburg, Wilhelm Zimmer aus Karlsruhe, und vor allem Peter
Haberer, Kreisvorstand des 7. bad. Wahlkreises, Ernst, Offenburg, Mitglied
des Kartellvorstandes, und Hetzel, Bodersweier, Vertrauensmann, gehörten.
Noch im gleichen Monat faßte der Vorstand des 7. bad. Wahlkreises in einem
Schreiben vom 27. Juni 1915 an den Karlsruher „Volksfreund" mit einer
massiven Kritik an dessen politischer Haltung nach: Die Redaktion habe es
vollständig aufgegeben, die grundsätzliche Politik der Partei zu vertreten, so
daß es gleich sei, ob man den „Volksfreund" oder ein bürgerliches Blatt lese.
Nicht einverstanden erklären könne man sich mit der Behandlung der Minderheit
, die ohnehin durch den Maulkorb der Zensur behindert sei. Um die Partei
verdiente Männer würden kleinlich bekämpft und beschimpft. Der Kreisvorstand
verurteile die einseitige Schreibweise der Zeitung. Man könne keinem
Genossen, der noch etwas auf die Grundsätze halte, zumuten, die Zeitung zu
halten. Des weiteren verurteilte der Kreisvorstand die Kommentare zu Erklärungen
der Minderheit ebenso wie die „verschämte Annexionspolitik" des
„Volksfreund".98

Wilhelm Kolb verschärfte die innerparteiliche Auseinandersetzung mit seiner
Schrift „Die Sozialdemokratie am Scheidewege" durch einen Angriff auf die
„marxistische" Opposition, deren Stelle jene „wurzellos kosmopolitischen
Emigranten und Literaten" bildeten, die sich in der deutschen Sozialdemokratie
einen unverhältnismäßig großen Einfluß hätte schaffen können. Mit diesen
Elementen müsse endgültig Fraktur gesprochen werden. Die Sozialdemokratie
müsse sich mit ganzer Kraft und rücksichtsloser Entschiedenheit den Weg für
die konsequente Fortsetzung ihrer seit dem 4. August 1914 befolgten Politik
freihalten.99 Darüber entspann sich in der von Kautsky redigierten Zeitschrift
„Die Neue Zeit" ein ernster Streit zwischen Rudolf Hilferding und Wilhelm
Kolb, in den auch Friedrich Adler mit seinem Aufsatz „Am Scheidewege zwischen
Kolb und Bebel" eingriff.100 Adolf Geck beschränkte sich dagegen dar-

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