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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 257
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der bad. Sozialdemokraten am 22. April in Offenburg, daß er nicht mehr Mitglied
der Landtagsfraktion sei:

„Insofern erlebten die Delegierten bei der Offenburger Tagung sofort nach ihrem
Beginn fast eine Parteitragödie, als sie sehen mußten, wie ein um die Sache
des Sozialismus verdienter Parteigenosse, der in den 80er und 90er Jahren
des vorigen Jahrhunderts unter unendlichen Schwierigkeiten und unter Preisgabe
seiner persönlichen Freiheit stolz die sozialistische Fahne vorangetragen,
an seinem Lebensabend sich von der Partei loslöst und zur Eigenbrötelei
übergeht".104 Da er mit gezielten Fragen lästig wurde, entzog ihm die Konferenz
gegen nur 4 Stimmen das Beratungsrecht. In diesem Abstimmungsergebnis
spiegelte sich die politische Haltung der Teilnehmer, die zu einem großen
Teil aus besoldeten Funktionären bestand. Als der Neffe Gecks, der Reichstagsabgeordnete
Oskar Geck, die Politik der Reichstagsfraktion seit Kriegsbeginn
rechtfertigte und die Notwendigkeit weiterer Kriegskredite betonte,
sprachen sich lediglich die Vertreter von Offenburg und Freiburg dagegen aus.
„Abg. Adolf Geck wird also im Bad. Landtag der einzige Vertreter der Sozialdemokratischen
Arbeitsgemeinschaft sein und gegen weitere Kriegskredite
stimmen", kommentierte die ,,OZ" vom 24. 4. 17. Gegen nur 2 Stimmen
wurde auch eine Erklärung angenommen, daß eine Zugehörigkeit zu einer Organisation
der Opposition oder eine mündliche oder schriftliche Propaganda
für sie unvereinbar mit einer Parteimitgliedschaft sei. Die Konferenz betrachtete
alle diese Mitglieder aus der SPD und damit aus der Landesorganisation
ausgeschieden. Geck wurde zum Austritt aus der Partei und zur Niederlegung
seines Landtagsmandates aufgefordert.105

Über den Zeitpunkt seines Parteiaustritts gibt es in der Presse noch einige verwirrende
Meldungen, tatsächlich kündigte er sein Ausscheiden erst nach einer
Sitzung der SPD-Kontrollkommission im Reichstagsgebäude am 8. Mai
an.106 Nach seinem Parteiaustritt konnte Geck nun auch im Landtag die Klingen
mit seinem Erzfeind Kolb kreuzen, wozu ihm dieser recht bald Gelegenheit
gab: am Schluß der Sitzung vom 14. Mai verwahrte sich Geck dagegen,
daß Kolb an den amtlichen Berichterstatter mit der Mitteilung herangetreten
sei, den Abg. Geck künftig in den amtlichen Berichten nicht mehr als Sozialdemokrat
zu führen.107 Gecks Antwort an den Berichterstatter Dr. Dittler ist
für ihn charakteristisch: „Es hat niemand das Recht, mir zur Vorschrift zu
machen, daß ich mich, wie seit bald 40 Jahren geschehen, Sozialdemokrat
nenne. Ich darf Sie daher bitten, dem Herrn Kolb vorzuschlagen, daß er sich
eine andere Bezeichnung wählt, wenn ihm meine Benennung mißfällt".108 Unter
ihrem Vorsitzenden Adolf Geck brachten die Offenburger Unabhängigen
ihre Parteiankündigungen im „Alten" bis Ende 1918 mit fünf Ausnahmen
auch weiterhin unter der Bezeichnung „Sozialdemokratischer Verein Offenburg
"; erst im Jahre 1919 erschien der Zusatz „USP". Kolb konnte mit dem
Ausscheiden Gecks voll zufrieden sein, aber es brachte die Landesorganisation
um eine Vertretung in der Kontrollkommission, die Geck seit vielen Jah-

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