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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 263
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Unternehmen mußte zwar aufgegeben werden, aber die Meuterei wurde unterdrückt und über
tausend Matrosen in Kiel inhaftiert. Die Erinnerung an die Folgen einer Meuterei im vorangegangenen
Jahr auf dem „Prinzregent Luitpold", wo 600 Matrosen verhaftet und die Matrosen Köbis
und Reichspietsch — „in unangemessener Härte" — hingerichtet und zahlreiche hohe Zuchthausstrafen
verhängt wurden, war noch zu lebendig, als daß man jetzt untätig abgewartet hätte.
Unter Solidarisierung der Arbeiter mit den Matrosen brach am 2. November in Kiel der Aufstand
los; am 4. war Kiel in den Händen der Soldaten und Arbeiter. Am gleichen Tag demonstrierten in
Stuttgart die Arbeiter der Daimler-Werke unter der Führung der USPD mit der Losung „Nieder
mit dem Krieg! Hoch die Republik!". Am 5. erschien dort „Die rote Fahne" als Zentralorgan
sämtlicher Arbeiter- und Soldatenräte Württembergs. Innerhalb weniger Tage breitete sich die
Revolution über ganz Deutschland aus.

Wenn Oeftering119 und andere Autoren nach ihm es für erwähnenswert halten,
daß die ersten „Störungen der militärischen Ordnung" im Bereich des XIV.
Armeekorps bei nichtbadischen Truppenteilen in den Garnisonen von Lahr
und Offenburg auftraten, so darf man daran erinnern, daß wiederum Badener
aktiv an den revolutionären Ereignissen in Norddeutschland beteiligt waren,
wie beispielsweise der Karlsruher Matrose Hermann Schehr in Wilhelmshaven
oder der Offenburger Wachtmeistermaat Hermann Lamm in Kiel.120

Die Ereignisse in Lahr

Am Abend des 7. November, wo sich in München eine Versammlung der vorläufigen
Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte konstituierte und in der Nacht
noch die Republik ausgerufen wurde, brodelte es auch in Lahr. Auf den Straßen
herrschte so große Unruhe, daß Oberbürgermeister Altfelix die Sirenen
heulen ließ. Wenn auch alles ruhig verlief, so fand sich offenbar doch ein provisorischer
Soldatenrat zusammen — möglicherweise auf Initiative eines aus
dem Urlaub in Kiel zurückgekehrten Angehörigen des Ersatzbataillons 171 —,
denn am Vormittag des nächsten Tages marschierte das Bataillon, ohne Offiziere
, mit einer roten Fahne an der Spitze und die Arbeitermarseillaise singend
durch die Hauptstraßen der Stadt zur Luftschiffhalle des Dinglinger Flugplatzes
. Die beiden in den Soldatenrat gewählten Anführer, die Soldaten Schulen-
klopper und Heinz, sprachen über die Ziele der Bewegung, wobei Heinz „in
aller Schärfe mit dem verbrecherischen Treiben der Machthaber Deutschlands
" abrechnete, mit der militärischen Kaste, die das deutsche Volk während
der viereinhalb Jahre betrogen" habe. Heinz schloß mit dem Ruf: „Es
lebe die Revolution, es lebe die freie deutsche Republik!"121 Was dann der
Soldatenrat auf seiner ersten Sitzung an 12 Forderungen anschließend beschloß
, lehnte sich wie an anderen Orten an die Forderungen des Kieler Soldatenrates
an. U.a. verlangte man die Freilassung aller inhaftierten und politischen
Gefangenen sowie die vollständige Rede- und Pressefreiheit, auch in
den Kasernen. Das zur Wiederherstellung der Ordnung und zum Schutz der
Eisenbahnlinien vom Lahrer Generalkommando von Freiburg herangeführte
Inf. Rgt. 113, das einsatzbereit am Dinglinger Bahnhof stand, schloß sich dem
Aufstand an, was bei den Verhandlungen mit dem General von Bock dessen

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