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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 265
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nach die Einwohnerschaft das Ziel der Revolution zu verstehen begann, setzten
sich die Bürger über die unliebsamen Vorkommnisse hinweg, die mit dieser
Umwälzung in Erscheinung traten. Sie waren noch zu ertragen."

Bei dem mitternächtlichen Unternehmen wurde der Bahnbetrieb lahmgelegt,
wenn auch in einem späteren Bericht des Soldatenrates nur abschwächend davon
die Rede ist, daß Eingriffe unbesonnener Personen in den Bahnbetrieb
stattfanden.

Die Minenwerfer solidarisieren sich mit der Garnison

Am frühen Morgen des 9. November zogen die 172er, gemischt mit 170ern erneut
durch Offenburg, besetzten den Bahnhof, die Post und Banken. Die
Bahnunterbrechung zwang die aus dem Elsaß über Kehl anrückende gefechtsbereite
Pionierabteilung, von Appenweier aus zu Fuß gegen Offenburg vorzurücken
. Nach der Darstellung des Soldatenrates vom 22. 12. sollte das ursprünglich
für den Einsatz in Lahr bestimmte Bataillon nun die Bewegung in
Offenburg unterdrücken. Nach Verhandlungen zwischen dem Uffz. Pfeiffer,
Vorsitzender des prov. Soldatenrates vom Ers. Batl. 172, mit dem der Abteilung
vorausgesandten Unterhändler, erklärten sich die Minenwerfer bereit,
nicht in die örtliche Bewegung einzugreifen, sondern sich auf die Sicherung
des Bahnbetriebes und des Bahnhofes zu beschränken. In der Tat standen sich
aber diese Abteilung und die 172er, die mit Gewehren und Maschinengewehren
bewaffnet waren, erst einmal am Bahnhof gefechtsbereit gegenüber. Geck
schilderte den Vorgang so: ,,In der Nacht zum Samstag erschien von der Front
eine Minenwerfer-Abteilung (Pioniere Nr. 30) mit Maschinengewehren zur
Besetzung des Bahnhofs, der Post und mehrerer Stellen unserer Stadt. Die im
Sturmhelm auf Posten gezogene Mannschaft wußte nicht, wen sie für den
Feind ansehen soll, aus welcher Ursache dieser rasche Einzug in Offenburg erfolgen
mußte. Die Kameraden der hiesigen Garnison zogen, auch mit Maschinengewehren
bewaffnet, zum Bahnhof. Die Aussprache mit den .feindlichen'
Offizieren erzielte bald eine Verständigung: kein Blutvergießen, nur Aufrechterhaltung
der Ordnung, Abwehr verbrecherischer Handlungen, Schutz des
Lebens und des Eigentums."

Wie in Lahr, scheiterte auch in Offenburg der Versuch, die Revolution militärisch
zu unterdrücken, wenn auch viele Frontoffiziere, wie der spätere Reichskanzler
Brüning, der Meinung waren, „daß die Revolutionäre, mit Ausnahme
einiger fanatischer Führer, überkompensierte Feiglinge waren".122 Was geschah
, mußte alte Sozialisten begeistern: „Welch ein Anblick am Bahnhof, als
die Offiziere mit den Pionieren von Kehl ankamen, die die Meuterer niederkartätschen
sollten. Aber statt diesem Befehl zu folgen, warfen sie die Gewehre
weg, schüttelten ihren Kameraden die Hände, umarmten sie und machten
gemeinsame Sache mit der Revolution" (Monsch).

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