Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 267
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0269
Rathaus bewegte, waren der sozialdemokratische Stadtverordnete Sauer wie Trunk, der demokratische
Rechtsanwalt Haas und ich der Auffassung, dieser Geschichte müßten wir uns unbedingt
entgegenstemmen und die ganze Bewegung auffangen, damit nicht der Soldatenrat das Heft in die
Hand bekomme".125 In dieser Absicht verfaßte der Wohlfahrtsausschuß einen Aufruf an die Einwohnerschaft
der Stadt Karlsruhe, in welchem der Soldatenrat nicht nur eine untergeordnete Rolle
zugewiesen, sondern auch in dessen Zuständigkeit als Interessenvertretung eingegriffen wurde.
Der Schlag gegen den Soldatenrat mißglückte, da dieser noch in der gleichen Nacht die Herausgabe
des Aufrufes verhinderte. Nur dem Einspruch von Brümmer und Böpple war es zu verdanken,
daß man die „Verräter" nicht verhaftete.

Nachdem die Parteivertreter in einer Besprechung mit dem Staatsminister von Bodmann am

9. November davon Kenntnis erhielten, daß das Gesamtministerium aufgrund eines Beschlusses
vom Tag zuvor seine Ämter bereits dem Großherzog zur Verfügung gestellt hatte, schritten sie am

10. November — noch unter dem frischen Eindruck des nächtlichen Vorgehens des Soldatenrates
gegen die Aktion des Wohlfahrtsausschusses — unverzüglich zur Bildung einer neuen Regierung
und damit zur entscheidenden Übernahme des Staatsapparates. Immerhin bestand die Möglichkeit
, daß der verärgerte Soldatenrat selbst eine Regierung bilden würde. Einem engeren Kreis, der
sich mit der Aufstellung eines Kabinetts beschäftigte, gehörten der demokratische Reichstagsabgeordnete
Dr. Ludwig Haas, der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Ludwig Marum, die
Landtagsabgeordneten Heinrich Köhler und Gustav Trunk vom Zentrum an. Nach der Darstellung
von Oeftering wurden in seiner Beratung die Unabhängigen Sozialdemokraten Brümmer,
Böpple und Berkenkopf einbezogen. Das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Wohlfahrtsausschuß
und Soldatenrat war eine Koalitionsregierung unter Einbeziehung der Unabhängigen
Brümmer und Schwarz, „um ihrer Eigenmächtigkeit vorzubeugen", unter dem Vorsitz des Mehrheitssozialdemokraten
Geiß aus Mannheim. Insgesamt gehörten dem Kabinett 5 Mehrheitssozialdemokraten
, zwei Unabhängige, 2 Vertreter des Zentrums und je ein Vertreter der Fortschrittlichen
Volkspartei und der Nationalliberalen Partei an. Die Ernennung der Minister erfolgte
„ziemlich wahllos", und manche erfuhren erst aus der Zeitung oder auf der Straße von ihrem
Glück.

Ludwig Marum schlug Adolf Geck zum Ministerpräsidenten vor

Es wird manchen erstaunen, daß Adolf Geck der vorläufigen Volksregierung
nicht angehörte. Wie Oeftering berichtet, wurde er von Marum für den Posten
des Ministerpräsidenten vorgeschlagen. Daß es dazu nicht kam, scheint mir einer
Erörterung wert, nicht zuletzt deshalb, weil das Verhalten Gecks in den
Tagen der Novemberrevolution sowohl ihn selbst als auch die USP charakterisiert
.

Nach der Darstellung Oefterings machten Gecks Parteigenossen Einwendungen
: er sei zu alt, infolge des Verlustes seines Sohnes krank und einem solchen
Posten kaum gewachsen. Waren diese Einwendungen tatsächlich begründet?

Der zum Ministerpräsidenten bestimmte Anton Geiß war zu jenem Zeitpunkt
60 Jahre alt, der am 9. 2. 1854 geborene Adolf Geck 4 1/2 Jahre älter; der Altersunterschied
war also ohne Belang.

Der weitere Einwand, daß Geck dem Posten nicht gewachsen sei, war ebenso
fadenscheinig wie der Hinweis auf sein Alter. Adolf Geck verfügte über eine
langjährige parlamentarische Praxis, gehörte er doch der zweiten Kammer in
Baden seit 1897 und dem Reichstag von 1898 bis 1912 an. Daß er ein höheres

267


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0269