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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 285
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der Gemeinden. Jeder Art Willkür liege ihnen fern, sie seien aber als eine Art
„Vorparlament" der freien Volksrepublik anzuerkennen und zu achten.

Angesichts der bevorstehenden Wahlen zur badischen Nationalversammlung
konnte die Dauer dieses Vorparlamentes nur begrenzt sein, und es ist schon erstaunlich
, daß die Siebener-Kommission der badischen Soldatenräte, der auch
der Gefreite Siegwarth vom SR Offenburg angehörte, ihren Verfassungsentwurf
, welcher auf dem System von „Volksräten" aufbaute, auf der 2. Konferenz
der Arbeiter-, Bauern-, Volks- und Soldatenräte am 27. 12. 18 in Durlach
zur Beratung stellte.149 Offenbar rechnete auch der SR Offenburg mit einer
längeren Existenz der Räte, denn er beantragte auf dieser Konferenz die Gründung
eines amtlichen Organs mit dem Titel „Der Volksrat", der auch von der
Versammlung angenommen wurde. Das Schicksal des Verfassungsentwurfes,
welcher der Nationalversammlung als Grundlage für die Verfassungsberatung
unterbreitet werden sollte, wurde schon auf der Konferenz entschieden, als
Minister Marum erklärte, daß sich die Sozialdemokratie auf keinen Fall irgendwie
mit ihm einverstanden erklären könne. Auch Adolf Geck mußte sich
darüber im klaren sein, denn vom Ausgang der Wahlen konnte er sich aufgrund
der intensiven Agitation des Zentrums und der konzentrierten und aufwendigen
Propaganda aller Parteien gegen den „Bolschewismus" und die
Spartakusgruppe für seine Partei der Unabhängigen nichts Gutes erwarten.
Sie besaß nur eine sehr mangelhafte Organisation, infolgedessen auch wenig
Geldmittel, da diese seinerzeit noch von den Parteimitgliedern aufgebracht
werden mußten; es fehlte außerdem an Rednern und schließlich auch an regionalen
Presseorganen. Nach der Wahlkreiskonferenz der Unabhängigen Sozialdemokraten
am l. 12. in der „Michelhalle", bei der Geck präsidierte, vermerkte
Georg Monsch: „Er hofft auf wenig Erfolg bei der Wahl, aber der
kommende Rückschlag werde uns emporbringen, nach wenigen Jahren".
Drastischer drückte Geck seine Einschätzung der politischen Situation im
„Alten" v. 8. 12. aus:

„Dem Stumpfsinn derer, die als Zöglinge des alten Lügensystems nicht so schnell umlernen können
, wie ein kaiserlicher Hurrabruder zum roten Republikaner, werden in den Zeitungen der Reaktionäre
die blödesten Schwindeleien verordnet. Genau wie bei früheren Wahlen, genau wie seit
4 Jahren zum militaristischen Taumel treibt jetzt der Volksbetrug unter dem Deckmantel der Demokratie
seinen Unfug; und Millionen lassen sich betören und gehen in die Falle. Das alte Wort
mundus vult decipi (die Welt will betrogen sein) behält seine Geltung".

Von der „skrupellosen Volks Verhetzung" wurde er auch persönlich betroffen.
Geck zitierte die „Volkswacht", wonach der Landtagsabgeordnete Reinhardt
aus Freiburg den Bauern im Waldkircher Tal vorgelogen habe: „Adolf Geck
hat gesagt, man solle die Pferde in die Offenburger Dreifaltigkeitskirche einstellen
. Dieses schöne Gotteshaus!" Auch die schon dutzendmal totgeschlagene
Lüge von der „Affenliebe der Bauern zum Privateigentum", welche er auf
dem Parteitag zu Breslau ausgetrieben haben wolle, sei wieder in Kurs geraten
.

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