Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 290
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0292
weier. Eisner hatte am 31. Mai 1917 in 2. Ehe Else Belli geheiratet, die nach
dem Tode ihres Mannes während eines mehrwöchigen Aufenthaltes im Hause
Geck durch die dort herrschende Atmosphäre wieder so etwas wie Gleichgewicht
gewonnen hatte.155

Der Mord an Eisner, der weitere Attentate auf Landtagsabgeordnete zur Folge
hatte, löste unter den Sozialdemokraten eine ungeheuere Erregung aus. In
Mannheim wurde er noch am gleichen Abend bekannt, als Erich Mühsam auf
einer Großkundgebung im Nibelungensaal sprach. „Die Schreie des Hasses
und der Empörung, die ungeheuere Aufregung der versammelten Werktätigen
sind eine unauslöschliche Erinnerung für mich", schrieb Stephan Heymann,
der 1920 die Tochter Gecks, Erika, heiratete.156 Auf einer tags darauf im Rosengarten
von Zehntausenden besuchten Massenkundgebung wurde die Räterepublik
ausgerufen, die allerdings nur wenige Tage Bestand hatte. In München
gaben am 26. 2. Hunderttausend Kurt Eisner, diesem „geistvollen, mutigen
, selbstlosen Arbeiterfreund" (Georg Monsch) das letzte Geleit. Wie in vielen
Städten des Reiches fand auch in Offenburg aus Anlaß der Münchner Ereignisse
eine Demonstrationsversammlung „gegen die Vernichter der deutschen
Revolutionserfolge und gegen die Gewalttaten im Dienste der
Reaktion" sowie für den „Schutz der Arbeiterräte gegen ihre Feinde" am
3. März im Dreikönigsaal auf Einladung des Arbeiterrates statt, der sich die
Vorstände der beiden sozialdemokratischen Vereine, das Gewerkschaftskartell
und der prov. Arbeitslosenausschuß angeschlossen hatten. Die Versammlung
war überfüllt und auf den Straßen drängten sich die Sozialdemokraten,
die keinen Einlaß mehr gefunden hatten sowie die Neugierigen, die ein besonderes
Ereignis erwarteten. Nach Eröffnung der Versammlung durch Peter Haberer
wies Adolf Geck, wie nach ihm die Mehrheitssozialdemokraten Winter
und Durban, in einer fünfviertelstündigen Rede auf die noch bestehenden
Mängel der bürgerlichen Republik und die Notwendigkeit hin, durch Zusammenhalt
und Energie des Proletariats die Reaktion zurückzuhalten und die soziale
Republik zu erkämpfen.

Seine Ausführungen stießen in der bürgerlichen Presse auf wütende Kritik:
Geck habe das Wort „zu einer Schimpfkanonade auf die sich anbahnende
Neuordnung" ergriffen, schrieb die „Offenburger Zeitung" vom 5. 3.; seine
Rede sei das geistige Produkt eines Mannes gewesen, der nur von dem wilden
Drange des Widerspruchgeistes erfüllt sei. Man müsse dem Berichterstatter
des „Offenburger Tageblatts" zustimmen, „daß Herr Geck Opposition ist
und bleibt und es auch bleiben würde, wenn wir heute eine kommunistische
Regierung bekommen würden". Seine Rede sei in Bausch und Bogen eine Anklage
gegen Militarismus und Kapitalismus in neuer Auflage gewesen, ein
Ausfluß der Unzufriedenheit gegen die Nationalversammlung, deren Beseitigung
bzw. deren Beaufsichtigung er durch eine Räteregierung oder durch ein
Arbeiterparlament gefordert habe. Geck führte die Ausschreitungen in den
Großstädten auf die Provokation bestochener Elemente zurück und charakte-

290


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0292