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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 294
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werkschaftskartell gemeinsam den 1. Mai feierten. Trotz Regen und Kälte zog
am Nachmittag ein imposanter Festzug mit der Regimentsmusik 170 von der
landw. Halle durch die Stadt zum Dreikönigsaal, wo Georg Monsch die Festrede
hielt. In die Gemeindewahl vom 25. Mai zogen die Sozialdemokraten
allerdings mit getrennten Listen. In ihrem Wahlaufruf versicherten die Unabhängigen
, daß es nicht ihre Schuld sei, wenn in Offenburg der Geist der sozialdemokratischen
Solidarität des 1. Mai nicht für die Wahlen wachgeblieben
sei. Nach den Erfolgen der Partei in Mannheim und Karlsruhe konnte sie auch
in Offenburg auf ein günstiges Ergebnis hoffen. Geck versäumte nicht, vor
dem Wahltag eine gehässige Ehrabschneidung des mehrheitssozialdemokratischen
„Volksfreund" ins rechte Licht zu stellen. Unter der Überschrift „Eine
schuftige Tat des Karlsruher ,Volksfreund'" zitierte er in der Ausgabe vom
25. Mai eine fingierte Briefkastennotiz, die am 28. April erschienen war, um
den unbequemen Gegner moralisch und politisch unmöglich zu machen:
„G.P., J.N., Offenburg. Wir haben zurzeit Besseres zu tun, als in unserem
Blatte mit dem alten Sünder herumzustreiten. Wenn er jedoch gegen unsere
Partei allzu unverschämt werden sollte, könnte es freilich nötig werden, an
Hand Ihrer Mitteilungen der dortigen Arbeiterschaft einmal zu zeigen, wie der
Notstands-Heuchler sich von den Bauern der Umgebung auf allerhand
Schleichwegen mit Mehl, Butter, Eier, Speck, Wein, Kirschwasser usw. zu
versorgen wußte, und wie bis ins letzte Spätjahr aus dem Feld alle paar Tage
fette Freß- und wertvolle sonstige Beutesendungen an ihn ankamen." Andere
Mitteilungen in dieser Sache rückten die „Moral des Fressers" in ein noch
grelleres Licht, fügte das Blatt hinzu. Der Offenburger AR nahm sich des
„Schurkenstreichs" an, ersuchte die Einsender öffentlich um Bekanntgabe ihres
Materials und entsandte überdies eine Abordnung in die Karlsruher Redaktion
. Alle Bemühungen waren vergeblich, der „Volksfreund" trat den
Wahrheitsbeweis für seine Behauptungen nicht an. Die ungewollte Wahlhilfe
des „Volksfreund" verstärkte sehr wahrscheinlich den Trend zu den Unabhängigen
:

mit Georg Monsch, der jetzt 31 Jahre als Stadtrat tätig war, an der Spitze und
Adolf Geck an 4. Stelle erreichten sie bei der Stadtverordnetenwahl am 25.
Mai mit 643 Stimmen einen Anteil von 12,3% (10 Sitze) gegen 5,2% bei der
Wahl zur bad. Nationalversammlung, während die Mehrheitssozialdemokraten
mit 940 Stimmen von 25,1% auf 18% (15 Sitze) zurückfielen.

Die Unabhängigen verdankten ihren Erfolg nicht zuletzt ihrem aktiven Eintreten
für eine befriedigende und gerechte Lebensmittelversorgung über den AR,
an dessen Spitze Peter Haberer und Adolf Geck standen. Da gerade die ärmere
Bevölkerung in ihrer Versorgung durch den grassierenden gewerbsmäßigen
Schleichhandel und das blühende Schiebertum getroffen wurde, setzten sich
die Sozialdemokraten beider Richtungen gemeinsam für eine energische Bekämpfung
ein.

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