Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 359
(PDF, 76 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0361
in Villingen ihn zum Vertreter der evangelischen Geistlichen des Kreises bei
der Huldigungsfeier für den neuen Großherzog Karl in Karlsruhe berufen hat.
Er bat die Amtsbrüder um ihr Einverständnis mit seiner Wahl zu ihrem Vertreter
und durch ihre Unterschriften — jedenfalls auch auf dem erwähnten
Vollmachts-Formular — ihm die Vollmacht zu geben, ihre Treueerklärung bei
der Huldigungsfeier abzugeben und den Treueid für die Kollegen zu wiederholen
. Das geschah auch, und Pfarrer Naschold fuhr wie der Schiltacher Stadtschultheiß
nach Karlsruhe.

In einem 4 1/2 seitigen Brief9 vom 2. 9. 1811 berichtete Pfarrer Naschold10
seinen Amtsbrüdern über die Huldigungsfeier in Karlsruhe. Aus diesem Brief
soll nun der Verlauf gekürzt dargeboten werden.

An einem Samstagvormittag, zwischen 18. 8. 1811 und 2. 9. 1811 um 9 Uhr
trafen die Huldigungsvertreter im Schloß zu Karlsruhe ein und gaben ihre
Vollmachten ab. Ab 10 Uhr wurden sie kreisweise in das Zimmer des Ministers
Freiherrn von Andlau geführt, der meistens nur nach Namen und Wohnort
frug. Selbst die Minister erfuhren erst am Sonntagvormittag das weitere
Programm. Vom Chef des Donaukreises Freiherrn von Lichtenstein wurden
die Abgeordneten dieses Kreises auf 1/2 12 Uhr auf die Post bestellt und um

12 Uhr ins Schloß geführt. Ein Zeremonienmeister führte dann alle Kreise um

13 Uhr dem Alphabet nach in das Huldigungszimmer. So kam der Donaukreis
an zweiter Stelle. In sich waren die Kreise in folgender Ordnung aufgestellt:
die Herren des Oberhofgerichtes, die Grundherren, die Herrn Kreisräte, die
Geistlichen aller drei Konfessionen, die Deputierten des Zivilstandes, worunter
sicher auch der Stadtschultheiß Arnold war. Weder ein Minister noch ein Deputierter
hielt eine Anrede. Der Eid wurde von einem Sekretär vorgelesen und
von allen mit aufgehobenen Fingern beschworen. Danach war bis 16 Uhr Vorstellung
(„cour") bei der Frau Großherzogin. Ab 17 Uhr waren die Abgeordneten
zur herzoglichen Tafel eingeladen. Die Geistlichen kamen im Schloß erst
um 18.30 Uhr an die Reihe. Die Zivilstandspersonen wurden zu je 30 in Gasthöfen
auf Kosten des Großherzogs bewirtet, wobei überall ein „Cavalier" die
„Honneurs" machte. Während des Essens wurden Eintrittskarten zu einer
„heroischen" Oper ausgeteilt. Danach gab es noch freien Eintritt zum Ballett.

Mit der Aufwartung bei der Frau Markgräfin, der Mutter des Großherzogs,
am Montag von 14—15.15 Uhr fand die Huldigungsfeier ihren Abschluß."

Julius Hauth

9 Ebd. S. 111

10 Pfarrer Naschold war Württemberger. Trotzdem hatte er, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die Abgabe
an Baden sehr leicht überwunden. Er schrieb im Anfang dieses Briefes seinen Kollegen: ,, . . . daß wir
das Los nicht sehr zu beklagen Ursache haben, das den größeren Theil unter uns betroffen hat, daß wir unser
altes Vaterland an ein neues, gewis nicht minder liebenswürdiges vertauschen mußten."

11 Pfarrer Naschold kam 1813 als Pfarrer nach Schiltach. Es war für Naschold tragisch, daß er sich veranlaßt
fühlte, um 1820 seine Rückversetzung nach Württemberg zu beantragen, obwohl er in obigem Brief geschrieben
hatte: ,, . . . daß wir das Los nicht sehr zu beklagen Ursache haben, daß wir unser altes Vaterland
... an ein neues . . . vertauschen mußten."

359


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0361