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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 370
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0372
Maßnahmen gegen die drei Männerklöster in der Ortenau im Dritten Reich

Alle drei Männerklöster in der Ortenau sind mit Kapuzinern besetzt:

Zell am Harmersbach seit 1919, Offenburg St. Fidelis seit 1927
Maria Linden — Ottersweier seit 1936.

Schon nach der Machtergreifung 1933 schreibt der Chronist des Klosters Zell:
„Für die Klosterschule ahnten wir nichts Gutes", obwohl nach dem Verbot
der kirchlichen Vereine die Wallfahrten in Maria Linden und Zell zunahmen.
Wie überall wurde durch das Ministerium des Innern Berlin 1936 das staatlich
zugestandene Kollektieren von Lebensmitteln und Geld, auch „Terminieren"
genannt, verboten.

Zell mit dem Internat wurde davon am schlimmsten getroffen. 1936 wurde es
durch das Kultusministerium Karlsruhe geschlossen.

In den Räumen wurde zunächst das Krankenrevier des Arbeitsdienstes eingerichtet
und später eine Flakabteilung mit Wachrevier untergebracht.

Als die 46. Landesschützenkompanie einzog, hatte man sechs dreiteilige Matratzen
beschlagnahmt und mitgenommen. Zu Beginn des Krieges folgten
mehrere Besichtigungen des Zeller Internates durch die N.S.V., zuletzt durch
den Kreisleiter Baumann aus Wolfach. 1940 erfolgte die Beschlagnahmung.

Küche und Schule mußten für 120 Auslandsdeutsche aus der Dobrutscha, Bes-
sarabien und dem Banat bereitgestellt werden. Für 126 Slowenen wurden 1942
noch einige Räume des Klosters belegt. Eine seelsorgliche Betreuung der Lagerinsassen
durch die Patres und den Ortsgeistlichen war nicht gestattet.
Sonntags kam ein Geistlicher aus Neusatzeck.

Weitere Klosterräume mußten 1943 der VOMI übergeben werden. Wiederholt
hatte man vor, im gesamten Kloster ein Lazarett einzurichten, mußte aber wegen
der engen Räume und Zellen davon Abstand nehmen. So folgten 1944 170
Deutschrussen aus Shitomir. 1945 kam die SS. Ein Teil der Slowenen blieb bis
über das Kriegsende hinaus im Internat. Wie sehr durch die wiederholten Einquartierungen
der Bau gelitten hatte, muß nicht erwähnt werden.

Über die Einstellung der Patres zum Dritten Reich schreibt der Chronist:
„Von keinem der Lehrer wurde der Hitlergruß gebraucht oder über Politik gesprochen
." Nur zu Beginn des Schuljahres wurde vor allen Schülern die Hakenkreuzfahne
gehißt, wobei ein Pater einige unverbindliche Worte sprach.

„Alle Patres bildeten eine verschworene Gemeinschaft, die das NS-Regime als
baldigen Totengräber des deutschen Volkes betrachtete. Der Senior P. Fidelis
Dieterle äußerte wiederholt: ,Die Nazis sind Christen, wie Dirnen Jungfrauen
'." Zwei Patres hatten mit der Gestapo zu tun. Bei religiösen Familienwo-

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