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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 371
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chen im Kinzigtal hatte Pater Alfred aus Zell scharf gegen die nationalsozialistische
Weltanschauung gesprochen und wurde daraufhin angeklagt. Der Fall
wurde nach Berlin weitergeleitet. Daraufhin hatte der Provinzial, um Schaden
vom Orden fernzuhalten, dem Pater angeraten, aus dem Orden auszutreten.
Dank eines tüchtigen Rechtsanwaltes ist aber der Prozeß ungefährlich verlaufen.

Ernst, aber doch humorvoll ist der Fall des Paters Werner Volk aus Zell am
Harmersbach, der als Superior in Maria Linden stationiert war:

Bei der Abstimmung über die „Heimholung" Österreichs ins Großdeutsche
Reich im Februar 1938 hat Pater Werner, wie er mir später persönlich mitteilte
, dem Wahlzettel folgendes Schreiben beigefügt: „Ein freudiges ,Ja' dem
Führer, wenn er nicht mehr gegen die Kirche vorgeht! Pater Werner." Noch
am Abend des Wahltages erwachte der Volkszorn, durch „treue Beachtung"
des Wahlgeheimnisses hervorgerufen. Im Gasthaus „Zur Linde" neben der
Wallfahrtskirche versammelte sich ein ganzer Haufen treuer Parteigenossen,
die sich vorgenommen hatten, den „VolksVerräter" Pater Werner aus Dorf
und Land zu verjagen. Die Lindenwirtin teilte telefonisch mit, was sich in ihrem
Gasthaus zusammenbraute. Pater Werner wollte aber den Bruder nicht
alleine zurücklassen und blieb. Gegen 22 Uhr zog dann die Rotte vor das Kloster
und schrie: „Heraus mit dem Verräter!" Pater Werner trat aus dem Haus
der Rotte entgegen bis zum Gartentürchen und wurde mit einem Faustschlag
empfangen, der ihn zu Boden stürzen ließ. Er erhob sich wieder und hob die
Hand wie zum Gegenschlag, den er aber dann doch unterließ, da jemand
schrie: „Pater Werner, nicht schlagen!" Der Ruf war aus dem Hintergrund
gekommen von einem Mann, der es sicher gut meinte.

Dann fingen die „Helden" an, das Kloster mit Pflastersteinen zu bombardieren
. Nach und nach verzogen sie sich aber wieder zum Freibier in die
„Linde", um dann um Mitternacht noch einmal einen Angriff auf das Kloster
unter Grölen und Steinewerfen zu starten. Am anderen Morgen in aller Frühe
fuhr dann Pater Werner nach Ehrenbreitstein zum P. Provinzial, der sich
nach einigen Worten von Pater Werner ganz auf seine Seite stellte und ihn
nach Kleve versetzte.

P. Adalbert Ehrenfried OFM Cap.

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