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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 375
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0377
Kirche die Fundamente einer kleinen Kreuzkirche
mit gleichen Armen. Dieser Bau, zwischen
800 und 850 errichtet, ist der 1. karolingischen
Kirche vorgelagert, jedoch durch das Atrium
in sie eingebunden. Auf Grund seiner eingehenden
Kenntnisse der Frühgeschichte des Klosters
und durch Vergleich mit anderen Kreuzkirchen
des mitteleuropäischen Raumes, kann
List nachweisen, daß diese Kreuzkirche über
jener Stelle errichtet wurde, wo sich ursprünglich
das Grab des Klostergründers befand. Seine
Gebeine waren jedoch schon vor dem Bau
der Kreuzkirche in das Reliquiengrab der 1.
karolingischen Kirche übertragen worden. Auf
Grund dieser Tatsache glaubt List nachweisen
zu können, daß die Offoverehrung in die Frühzeit
des Klosters zurückreicht, obwohl Offos
Name nicht im römischen Martyrologium vorkommt
. List nimmt an, daß Offo zu jenen iro-
schottischen Mönchen gehörte, die im fränkischen
Reich missionierten. Vermutlich starb er
im 1. Drittel des 7. Jahrhunderts.
Mit der Persönlichkeit Lothars von Kübel, der
während des badischen Kulturkampfes als Bistumsverweser
die Geschicke der Erzdiözese
Freiburg in Händen hatte, befaßt sich Hugo
Ott in seiner Gedenkansprache, die er aus Anlaß
des 100. Todestages bei einer Gedenkfeier
in Sinzheim, dem Geburtsort v. Kübels, hielt.
Voll innerer Anteilnahme schildert er das Wirken
dieses Mannes, dessen Wahl zum Erzbi-
schof die liberale Regierung in Karlsruhe verhinderte
. Aus kleinbäuerlichen Verhältnissen
stammend und darum nach Meinung des Ministers
Jolly „ohne besondere soziale Stellung",
verteidigte er trotz fortgesetzter Verdemüti-
gungen durch die Regierung und trotz der Gegnerschaft
einiger Domkapitulare unbeirrt die
Rechte der Kirche. Sein Leben ist ein Beispiel
dafür, wie schwer es zur Zeit des Liberalismus
auch tüchtige Persönlichkeiten aus kleinen
Verhältnissen und von treukirchlicher Gesinnung
hatten, in führende Stellungen zu kommen
.

H. Schneider

Geroldsecker Land. Jahrbuch einer
Landschaft Heft 24.

Herausgeber der Ortenaukreis. Lahr

Die Themen des wie immer geschmackvoll ausgestatteten
Jahrbuches kreisen vor allem um
die Stadt Lahr. So berichtet u.a. E. Honickel
von den Grabsteinen im Denkmalhof der
Stiftskirche, Emil Ell von der Lahrer „Suppenrevolution
" 1847 und E. Schlosser von 2 Lahrer
Firmen und ihrer Entwicklung aus kleinsten
Anfängen heraus. Doch gehört zu dem
Bereich dieser Landschaft auch Ettenheim,
dessen Volksbräuche und Volkssitten Robert
Furtwängler im Jahreslauf beschreibt und zu
deuten versucht. Andere Arbeiten befassen
sich mit einzelnen Persönlichkeiten. So gedenkt
M. Hesselbacher Hermann Schillis und
seines Werkes, des Vogtsbauernhofes bei Gutach
, wofür ihm der Ortenaukreis als erstem
seinen Heimatpreis verlieh. R. Liessem-
Breinlinger beschreibt die Persönlichkeit Emil
Baders, des Schöpfers der Heimatstuben.
Mehrere Arbeiten sind auch geschichtlichen
Themen gewidmet. So untersucht K. List die
Frage, wer Guntram der Reiche war. Dieser,
einer der mächtigsten Männer des Oberrheingebietes
um die Mitte des 10. Jahrhunderts, besaß
Besitzungen im Breisgau und oberen Elsaß
. Aus unbekannten Gründen von Otto d.
Gr. seiner Ämter enthoben, verlor er seinen
Besitz, wodurch die Verklammerung rechts-
und linksrheinischer Gebiete am Oberrhein beseitigt
wurde, nach List eine dunkle Stunde am
Oberrhein. G. Finkbeiner zeigt, wie auch aus
der Reichsgrafschaft Hohengeroldseck und der
Klosterherrschaft Ettenheimmünster im 18.
Jahrhundert viele Bewohner nach Südeuropa
in den Banat und die Batschka auswanderten,
dort den Boden urbar machten und stattliche
Dörfer gründeten und wie sie trotz dieser kolonisatorischen
Leistungen nach dem 2. Weltkrieg
aus ihrer neuen Heimat vertrieben wurden
. Ein von deutschen Siedlern gegründetes
Dorf war Modosch im Banat, über das die Gemeinde
Schuttertal 1978 die Patenschaft übernahm
. Vor allem aber sei hingewiesen auf die
Arbeit von Reinher Gassen über die Auflösung
des Klosters Ettenheimmünster. Aus den
Quellen gearbeitet, gibt er ein gutes Bild, wie
infolge fürstlicher Habsucht und durch eine
verständnislose klosterfeindliche Verwaltung
diese uralte Kulturstätte vernichtet und ihre
Kulturgüter verschleudert wurden. Eingehend
befaßt sich der Verfasser mit den Schicksalen
der etwa 20 000 Bände umfassenden Klosterbibliothek
, deren Bestände teilweise dem Pädagogium
Lahr, dem heutigen Scheffelgymnasium,
und der Universitätsbibliothek Heidelberg zugewiesen
wurden, während andere, wie Gassert
ermittelte, nach dem 2. Weltkrieg kistenweise
verfeuert wurden. In einer anschließenden Zusammenstellung
gibt Gassert ein Verzeichnis,
was er an Klosterbesitz noch ermitteln konnte.
Sicherlich hat er Recht, wenn er schreibt, daß
die Auflösung der Klöster durch die Säkularisation
ein rücksichtsloser, grausamer Eingriff
in die Kultur unseres Landes war.

H. Schneider

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