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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 379
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0381
den. In unserem Raum war es vor allem Straßburg
, das die Sache Martin Luthers populär
gemacht hatte. Das vorliegende Werk versucht
, Licht in die Anfänge der Reformation in
Straßburg zu bringen. Es wird dabei insbesondere
darauf abgehoben, daß in Straßburg die
Verbreitung der reformatorischen Schriften
und Flugblätter sehr groß gewesen sei. Bereits
1520 hätten evangelische Prädikanten in Straßburg
einen großen Einfluß auf die Bevölkerung
ausgeübt. Der Rat der Stadt habe sich gegenüber
der aufkommenden reformatorischen Bewegung
allerdings zunächst sehr vorsichtig verhalten
. Erst die überragende Persönlichkeit des
Straßburger Stettmeisters Jakob Sturm habe
im Verein mit den beiden protestantischen Predigern
Martin Butzer und Wolfgang Capito
der Reformation in Straßburg zum Durchbruch
verholfen. Die Straßburger evangelische
Kirche verdanke vor allem Martin Butzer ihr
eigentliches Gesicht. Daneben sei vor allem
noch Johannes Sturm von großer Bedeutung
gewesen als Begründer des protestantischen
Schulwesens in Straßburg. Aus dem von ihm
begründeten Straßburger Gymnasium sei im
17. Jahrhundert die Universtität Straßburg
entstanden.

Marc Lienhard vertritt mit besonderem Nachdruck
die Auffassung, daß es auch soziale
Gründe gewesen seien, die in Straßburg der
Reformation den Weg geebnet hätten. Daß der
Erfolg der Reformation in Straßburg mit einem
starken Anti-Klerikalismus verbunden
war, sei als gesichert zu betrachten. In dem fast
dreißigjährigen Ringen um die Durchsetzung
der Reformation hatte die Freie Reichsstadt
Straßburg ohne Zweifel eine führende Rolle
gespielt. Die Stadt wuchs in der Reformationszeit
weit über sich selbst hinaus und bestimmte
weitgehend in Oberdeutschland und teilweise
auch in der Schweiz die Geschicke der Reformation
.

Das Werk von Lienhard und Willer, das viele
bisher nur schwer zugängliche Einzelheiten der
Reformationsgeschichte in Straßburg sowie im
Elsaß aufarbeitet, besitzt jedoch auch beträchtliche
Mängel. Es ist nicht einzusehen,
weshalb ein so umfangreiches Werk gänzlich
auf einen wissenschaftlichen Anmerkungsapparat
verzichtet. Zwar wird im Anhang eine
umfangreiche Literaturliste zur Reformationsgeschichte
veröffentlicht, doch vermag der interessierte
Leser nicht nachzuprüfen, aus welchen
Quellen die Verfasser ihre Erkenntnisse
schöpften. Kontroversen und Probleme der
neueren Reformationsforschung werden nur in
den ersten 78 Seiten des Buches, die von Marc
Lienhard verfaßt wurden, angedeutet, ohne
daß sie jedoch durch entsprechende Anmerkungen
verifiziert werden können.

Manche bedeutende Reformatoren Straßburgs
werden leider nur am Rande erwähnt. So vermißt
man beispielsweise eine eingehende Würdigung
des Straßburger Predigers und Historikers
Kaspar Hedio, der über die Grenzen
Straßburgs wirkte und sich vor allem auch um
die Reformation im Kinzigtal Verdienste erwarb
. Stattdessen werden den Kaisern Maximilian
I. und Karl V. sowie den Reformatoren
Martin Luther und Huldreich Zwingli umfangreiche
Kapitel gewidmet, die nichts als altbekannte
Fakten bieten, welche in jeder gängigen
Reformationsgeschichte zu finden sind und in
keinem unmittelbaren Zusammenhang zur Geschichte
Straßburgs stehen. Besonders wertvoll
ist dagegen das umfangreiche Bildmaterial, das
dem Werk beigegeben ist. 46 zum Teil sehr seltene
zeitgenössische Abbildungen illustrieren
in hervorragender Weise die bewegte Straßburger
Reformationsgeschichte.

M. Hildenbrand

Buchbesprechung

Louis Chätellier, Tradition chretienne et
Renouveau catholique dans le cadre de
l'ancien Diocese de Strasbourg (1650—
1770).

Herausgeber; Association des Publications
pres les Universites de Strasbourg — Editions
Ophrys, Paris — 1981, 530 Seiten, 190 FF.
Gestützt auf langjährige, intensive Studien,
schrieb Louis Chätellier über Zeitumstände,
Verlauf und Auswirkungen der Gegenreformation
im Gebiet der alten Diözese Straßburg eine
Arbeit, die auch auf unserer Oberrheinseite
starke Beachtung verdient. Trotz konsequenter
Wissenschaftlichkeit und einer reichen Fülle an
Fußnoten, die hervorragende Ansatzpunkte zu
weiteren Forschungen bieten, liest sich die gut
gegliederte These als „spannende Geschichte"
kirchlicher Entwicklungen im Unterelsaß und
den drei damals zugehörigen rechtsrheinischen
Ruralkapiteln Ottersweier, Offenburg und
Lahr während der Barockzeit. Ohne Zweifel
mischten sich in jenem Zeitraum politische Änderungen
und kirchliche Erneuerung mit den
im Elsaß wirksamen Traditionen in einer ganz
eigenen Weise. Und das mit Straßburg als einer
Hauptstadt, die erst nach ihrer Kapitulation
1681 dem Katholizismus wieder Einlaß gewähren
mußte. Den gewaltigen seelsorglichen Antriebskräften
, die nach dem Konzil von Trient
in der römisch-katholischen Kirche mehr und
mehr eine nur dem Mittelalter vergleichbare
Frömmigkeitshaltung und religiöse Begeisterung
unter den Gläubigen wiedererweckten,
gesellte sich das Streben der französischen

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