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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
62. Jahresband.1982
Seite: 384
(PDF, 76 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1982/0386
Mit diesem reichbebilderten Buch, fast möchte
man sagen, „der ganze Hansjakob in Kurzfassung
", hat sich nicht nur der Autor ein bleibendes
Verdienst um die Sache Hansjakobs erworben
, vielmehr stellte der Mörstadt Verlag
in Kehl durch diese ansprechende Herausgabe
erneut unter Beweis, daß er sich immer mehr
dem Nachlaß Hansjakobs verpflichtet fühlt.

K. Klein

Heimatdichtung aus dem Verlag
A. Mörstadt, Kehl

Raymond Matzen, „Dichte isch bichte".
Gedichte in Straßburger Mundart. Einführung
Georges Zink. Zeichnungen Robert
Küven. 1980

Adrien Finck, „Mülmüsik". Gedichte in
elsässischer Mundart, herausgegeben von
Raymond Matzen. Zeichnungen Camille
Claus. 1980

Anne Franck-Neumann, „Lieder von
Liebe und Tod". Einführung Louis
Edouard Schaeffer. Lithographien Paul
Hertzog. 1979

Robert Faerber, „O Wind, dü wilder
. . .". Einführung Raymond Matzen.
Zeichnungen Bernadette Zeller. 1981

Albert Gantzer, „Spättie in alle Farwe".
Bilder vom Verfasser. 1981

Georges Kempf, „Die Fünfpfündige".
Erzählung aus einem Vogesental. Zeichnungen
Eugene Cordier. 1981

Karl Kurrus, „Vu Gott un dr Welt". Gedichte
in Kaiserstühler Mundart. Einführung
Raymond Matzen. Zeichnungen
Jürgen Bogun. 1981

Kurt Scheid, „Murstetter Geschichten".
Menschliches, Allzumenschliches aus einer
kleinen Alemannenstadt. Federzeichnungen
Hans E. Haase. 1978

Seit Jahren bemüht sich der Mörstadt Verlag
Kehl, der oberrheinischen Heimatliteratur
durch vorzüglich betreute Ausgaben bei einem
größeren Leserkreis Geltung zu verschaffen.
Aus dem breit angelegten Programm, das
Sachbücher, Sagensammlungen, dichterische
Prosatexte und Lyrik umfaßt, sollen hier einige
Werke vorgestellt werden, die im Elsaß und
in Baden entstanden sind.

Raymond Matzen, Professor für Germanistik
und Dialektologie an der Universität Straßburg
, eröffnet die Reihe „Neue alemannische
Mundartdichtung", die er auch herausgibt,
mit einer Anthologie seiner eigenen Gedichte
in „Stroßburgisch" „Dichte isch bichte".
In poetischer Sprache stellt er dar, was er auf
dem Herzen hat: die Liebe zu seiner Heimat
zwischen Vogesen und Rhein und seine große
Sorge vor dem in dieses Land eindringenden
Fortschritt. In Naturschilderungen, Liebeslyrik
und Festtagsgedichten gestaltet er seine
Umgebung, Schicksal und Alltag ihrer Menschen
nach und hält selbst den prosaischen
Fußball seiner künstlerischen Sprache für würdig
. Seine politischen Verse nennen die Dinge
beim Namen, bleiben aber immer versöhnlich,
wenn sich z.B. der Verfasser in dem lapidaren
„Gschähn isch gschähn" zur wechselvollen
Geschichte seines Landes bekennt oder in
„M'r sinn franzöesch" zu seiner Nationalität,
deren gemüthaften und künstlerischen Grenzen
er allerdings in alemannischem Geiste
überwinden will („Mir getrennti Alemanne").
Nur im „Fessener Proteschtlied" kennt er keine
Kompromisse: „Drum, Ejre Plan, vergessene
/ un stecke's uf in Fessene!"

Adrien Finck ist Kollege Matzens an der Straßburger
Universität. Zum Glück merkt man es
den Versen seines Bandes „Mülmüsik" nicht
an, daß sich der Verfasser im Hauptberuf mit
der Sprache wissenschaftlich beschäftigt. Formal
sind seine Gedichte sehr modern und beweisen
, welch flexibles künstlerisches Mittel
die Mundart darstellt. Dabei geht Finck von
der literarischen Tradition aus, wenn er z.B.
Volksliedmotive ausbaut, Kinderreime variiert
, eine elsässische Sage in eine Satire umwandelt
. „Mülmüsik" ist kein fröhliches
Buch; bedrückt liest man die Erinnerung des
Dichters an seinen Bruder, der zum deutschen
Wehrdienst gezwungen wurde und in Rußland
fiel, oder seine bitteren Sprachspiele über eine
mögliche etymologische Erklärung des Namens
Elsaß als Fremdland. Aber auch die Kinderverse
und die zarten, völlig unsentimentalen
Liebesgedichte scheinen „vom schwarzen
Angschtvogel vergelschtert". Ein verständlicher
Pessimismus beherrscht jene Gedichte, in
denen sich Finck mit politischen Alltagsfragen
unserer Zeit auseinandersetzt, sich insbesondere
immer wieder für die Erhaltung des Dialektes
und der elsässischen Eigenart engagiert.
Aber trotz der deutlich herausgestellten Absicht
, zerstört nirgendwo plakative Propaganda
die poetische Wirkung der Verse, die in
einer vollendeten Weise Appell und künstlerische
Darstellung verbinden, das Versprechen
des Titels einlösen: Sie sind „Mülmüsik", gesprochene
Musik.

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