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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0116
Am 14ten Brachmonate, der auf einen Donnerstag fiel, kam ein Theil der französischen Truppen
wirklich unter schrecklichem Gelärme und Schießen hier in dem Kloster an. Ein sehr übel hörender
Bürger von hier, der den Berg hinauf ihnen zu entfliehen lief, wurde durch eine Kugel erschossen
, weil er nicht still stund, da ihm ein Franzos zu halten zurief, den aber nicht hat hören noch
verstehen können. Dem schmerzhaften Muttergottesbilde an der Straße zwischen St. Landelin
und dem Kloster ist durch eine Kugel auch die Nase weggeschossen worden, aus Muthwillen oder
unversehens, ist nicht bekannt.

Bei ihrer Ankunft in dem Kloster wollten die Soldaten gleich auf das Rauben ausgehen; da aber
P. Prior, der damals, doch aus seiner Schulde, allein da war, die Offiziere mit aller Höflichkeit
empfing, wurden die Soldaten sogleich eingehalten. Der Kommandant dieser Truppen erklärte,
daß der General Ferino32, welcher der Anführer des Vortruppes der französischen Armee war, das
Kloster, den hiesigen Ort und die ganze Herrschaft des Klosters in seinen Schutz nehmen wolle,
wenn ihm vom Kloster 5000 Gulden gegeben, die Offiziere gespeiset und die Truppen mit Brode
und Weine gelabet würden. Diese Bedingnisse wurden angenommen, und die zwo letzten sogleich
gutwillig erfüllet, das Geld aber, welches man nicht bei Händen hatte, wurde am vierten Tage geschossen
und erleget. So wurden — Gott sey ewiger Dank — dermalen noch das Kloster, auch hiesiger
Ort und die übrigen Ortschaften des Klosters glücklich erhalten. Doch wurden auch da und
dort in der Stille Menschen und Häuser geplündert und geschahen unterschiedliche Unfuge.

Der Kommandant, der den andern Tag durch Schwaighausen auf Haslach ritt und dort zu
Schwaighausen vier Religiösen von hier antraf, ließ sie den Tag darauf als am Samstage mit der
Wache sicherheitshalber in das hiesige Kloster zurückbegleiten. Er ließ auch 30 Manne mit einem
Offiziere in dem Kloster zur Wache und Sicherheit desselben, bis die Armee das Land hinauf Freyburg
zu marschieret war.

Von dem Einmärsche der Franzosen an, bis diese hinterlassene Wache abgezogen war, durfte hier
keine Glocke geläutet werden. Und da eben am Sonntage das Fest des heil. Scapuliers33 einfiel,
war hier kein anderer Gottesdienst als etliche stille heil. Messen ohne Glockenzeichen. Das Scapu-
lierfest wurde erst 14 Tage nachher gehalten.

Nachdem die Franzosen ganz Schwaben überschwemmet, kamen nach und nach die Religiösen
aus ihrer Flucht wieder hieher; da dann der gewöhnliche Gottesdienst hier auch wieder eingefüh-
ret wurde.

Die Franzosen wurden endlich im Herbstmonate von dem Prinzen Karl34 geschlagen, und sie
mußten also wieder ihre Rückkehr ihrem Lande zu nehmen. Und um das Fest des heil. Landelins
sah man hier das erstemal wieder etliche kayserliche Reuter.

Während der Zeit die Franzosen dieses Land im Besitze hatten, wurden die hiesigen und alle Un-
terthanen des Landes zu sehr vielen und kostspieligen, auch mühseligen Frohndiensten zur Befestigung
von Kehl angehalten.

Auf das Fest aller Heiligen langte auch Abt Arbogast aus Bayern von seiner Flucht hier wieder an
und hielt an diesem Feste wieder das erste Pontifikalamte.

32 Peter Maria Ferino (1747—1816), stammte aus dem damals habsburgischen Mailand, diente zuerst unter
österreichischen, dann unter französischen Fahnen. Hinweise zu einigen französischen Militärs gab Dr. Erwin
Dittler aus Goldscheuer.

33 Mit Scapulier wird ein breiter, über Rücken und Brust herabfallender Tuchstreifen bezeichnet, den manche
Orden, so die Benediktiner, als Teil des Ordenskleides tragen. Besagtes Fest geht auf die Vision eines Engländers
zurück, dem am 16. Juli 1251 in Cambridge die Muttergottes ein Scapulier übergab als Unterpfand
des Heils für alle, die mit einem solchen sterben.

34 Karl Ludwig (1771 — 1847), Erzherzog von Österreich, Reichsgeneralfeldmarschall, Chef der österreichischen
Rhein- und der Reichsarmee.

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