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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0118
Am 28. Herbstmonate kam ein kayserlicher Offizier hier an, der alle Bürger von hier aus den Ortschaften
des Klosters hieher in das Kloster berufte, allwo er ihnen im Namen des Prinzen Karls
um 2 Uhr nachmittags eine Rede hielt, in welcher er sie ernstlich anmahnete, die Cocarde als zum
allgemeinen Landsturme bereitwillig anzunehmen und im Falle der Noth Vaterland und Religion
vertheidigen zu helfen. Sogleich wurden Cocarden verfertiget und ausgetheilet. Viele derselben
nahmen sie an und lerneten das Soldatenexerzitium. Da es aber zum Ernste kommen sollte, wollte
fast kein einziger sich stellen und blieben alle zu Haus.

Pabst Pius der VIte36 mußte endlich in diesem Jahre 1799 sein mühseliges und drangsalvolles Leben
in französischer Gefangenschaft enden. Auf Befehl des Herrn Kardinals wurde demselben
auf folgende Art hier in der Klosterkirche nachgehalten: am 3ten Christmonate wurde abends die
Seelenvesper und den 4ten dieses das ganze Offizium der Abgestorbenen gebethet, nachher bei
versammeltem Volke ein feyerliches Seelenamt gehalten und nach demselben die Absoluzion.
Acht Tage lang wurde täglich für ihn ein Seelenamt mit der Absoluzion gehalten, den einzigen
Sonntag ausgenommen. Ein jeder Priester mußte für ihn eine heil. Messe lesen und das Offizium
der Abgestorbenen für ihn bethen. Dieses war das erstemal, daß einem Pabste in dem Straßburger
Bistume nachgehalten worden.

Am 19ten Christmonate abends um 9 Uhr brach aus Hinlässigkeit des Kaminfegers in dem Kamin
der Gesindsstube des Klosters ein fürchterliches Feuer aus. Zu zweyenmalen wurde wieder gestürmet
, welches aber die Hinterthäler wegen dem gewaltigen Sturmwinde nicht hören konnten. Die
Klosterleuthe aber und die von St. Landelin arbeiteten mit solchem Fleiße, daß der Brand endlich
glücklich wieder gelöschet wurde.

Im Jahre 1800 am 25ten April fielen die Franzosen bei Kehl und Altbreysach über den Rhein,
schlugen die Kayserlichen, marschierten durch das Kinzinger Thal, durch die Hölle und aus der
Schweiz mit großer Macht in Schwaben. Sie schlugen da die Kayserlichen wieder unter dem General
Krey37; drangen in Bayern und aus diesem in das Salzburgische, endlich aus diesem bis in das
innere Österreich ein, so, daß sie nur noch etwan 20 Stunden Weges weit von Wien standen. Da
mußte nun der vorhin auf die Seite gesetzte Held, der Prinz Karl, einen Waffenstillstand mit den
Franzosen schließen.

Unterdessen, da die Franzosen im Reiche immer weiter vordrangen, kam ein französischer Offizier
mit einer Truppe Reuter am 30ten May morgens um halb 6 Uhr mit aufgepflanzten Bajonetten
und blosen Säblen hieher. Stellete aller Orten Wachen zum Entsetzen der Religiösen und der
Einwohner hiesigen Ortes aus. Er verlangte nun 50 Louis d'or. Nachdem man sich lange dagegen
gesträubet hatte, ließ er sich mit 7 Louis d'or endlich begnügen und zog wieder ab, ohne jemandem
zu schaden.

Im Heumonate forderten die Franzosen von dem Amte Ettenheim 100000 Franken, an welchem
die Unterthanen des Klosters den dritten Theile bezahlen sollten: da aber dieses Geld unmöglich
konnte geschossen werden, wurde das hiesige Kloster allein für sich 20000 Franken daran zu bezahlen
verurtheilet und gezwungen.

Im August kam ein französischer Offizier mit 30 Reutern hieher, davon 13 Mann auf Münch-
weyhr, die übrigen hier verleget worden. Sie blieben nicht lange da und wurden nach Ringsheim
beorderet.

Auf diese kamen drey französische Chirurgen in hiesiges Kloster, dasselbe zu einem Spitale einzurichten
. Abt Arbogast aber wies ihnen hiezu das Badhaus zu St. Landelin an, und damit waren sie
auch zufrieden. Doch, da sie die Wege und die Lage hiesigen Ortes besser einsahen, machten sie

36 1775—1799.

37 Paul Kray (1735—1804), Freiherr von Krajowa, k.k. Feldzeugmeister.

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