Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0122
Hauswesens hatten und in 2600 Gulden bestund, der Administrazion ausliefern. Auch der Herr
Prälat mußte derselben 3000 Gulden geben, und man suchte auf alle Art noch mehr von ihm auszupressen
: er lehnte aber dieses von sich ab mit dem Vorgeben, daß, weil er wegen seinen kränklichen
Umständen hier nicht seyn könne, er für sich, um leben zu können, auch noch etwas Geld
haben müsse. Die Administratoren mußten den reinen Ertrag aller Einkünfte des Klosters, wo sie
immer sind, pünctlich eingeben und zugleich einen Überschlag machen, was ein jeder Religiös
jährlich koste.

Am 5ten Christmonate erhielten die Pfarrherren von hier, von Münchweyhr, von Schwaighausen
von dem Herrn Generalvikar Weinborn44 den Befehl, alle Unterthänigkeit und Gehorsam in civili-
bus und politicis dem Herrn Marggrafen als nunmehrigem Landesfürsten zu leisten und ihre
Pfarrgenossen zum Gehorsame und Erfüllung aller Pflichten guter Unterthanen gegen den Herrn
Marggrafen, ihren neuen Landesfürsten, von öffentlicher Kanzel ernstlich anzumahnen. Dieses
erfüllete der damalige Pfarrer P. Bernard Stöber am 12ten Christmonate als am dritten Sonntage
des Advents bei versammelten allen seinen Pfarrkindern in einer an sie hierüber gehaltenen Rede.

Am Ilten Christmonate kam Herr Kommissär Stuber mit Actuar, kündigte an, daß alle Religiösen
die Bücher, welche sie aus der Bibliothecke des Klosters haben, bis Nachmittag dahin abgeben
sollen. Nachdem dieses geschehen, nahm er dem bisherigen Bibliotheckar die Schlüssel derselben
ab und versiegelte sie an beeden ihren Thüren. Er wollte auch die obere Sakristey versiegeln: da
man ihm aber vorstellete, daß auf die ankommenden Christferien und andere folgende Feste die
Ornäte zur Haltung des gewöhnlichen Gottesdienstes nothwendig seyn, stund er hievon ab, übergab
aber die Schlüssel dazu dem Administrator P. Beda Petzelt, der dafür haften mußte, daß
nichts davon entfremdet würde.

Am 28ten Christmonate fing der Herr Kommissär Stuber mit seinem Actuar das Inventarium
über hiesiges Kloster an. Er schrieb auf alles Weißzeug, Better, Sessel, Stühle, Tische, Bettstäbe,
Kästen, Spiegel, Gemälde, Bilder, derer viele keinen Groschen werth waren. Er schrieb auf alles
Schiff und Geschirr, was immer dem Kloster zugehörte bis auf die verbrannten Kochlöffel der
Küche und zerbrochenen Trinkgläser in dem Speisezimmer der Religiösen. Er schrieb auf alles Silbergeschirr
, alles Weißzeug, alle Ornäte, alles, was immer in den Sakristeyen in dem Kloster und
zu St. Landelin war, alles, was auf den Altären beeder Kirchen zu finden bis auf die Schellen und
alle Lichtstöcke auf dem Chor. Das silberne, alte Brustbild des heil. Landelins ließ er zur Ärgernis
alles Volkes öffentlich in der Sattlerey auf der Salzwaage abwägen. Ohne den Pfarrer oder einen
andern Priester dazu zu nehmen, öffnete er den Tabernackel, schätzte das Ziborium, in welchem
das allerheil. Sakrament aufbehalten war, und wenig hätte gefehlet, daß er es nicht mit dem heil.
Sakramente aus dem Tabernackel herausgenommen, um durch Prüfen desselben die Schwere dessen
besser zu erkundigen. Ein Lutheraner würde sich geforchten haben zu thun, was da Katholiken
gethan haben.

Er wollte auch alles aufschreiben, was ein jeder Religiös in seinem Zimmer hatte. Doch da er sah,
daß dieses allzu große Sensation bei allen machte und man sich ernstlich darüber beklagte, kam er
nur in jedes Zimmer derselben und verlangte zu wissen, ob man nichts, welches dem Kloster zuständig
, in demselben habe, mit Bedeuten, dasselbe anzuzeigen und aufschreiben zu lassen, auch
sich gefaßt zu halten, mit einem Eide zu bekräftigen, daß man nichts dem Kloster Zuständiges
darinn habe. Endlich erklärte er dann noch, daß aus besonderer Gnade der Herr Marggraf einem

44 Johann Regis Weinborn, um 1778 bischöflicher Sekretär und Notar, letzter Generalvikar des alten Bistums
Straßburg, muß im ersten Halbjahr 1804 aus dem Amt geschieden sein, da Karl Theodor von Dalberg als
deutscher Metropolit um diese Zeit die Verwaltung der Restdiözese neu organisierte. Nach CA. Frayhier,
Histoire du Clerge Catholique d'Alsace avant, pendant et apres la Grande Revolution, Colmar 1877, S. 180,
1745 geboren, von Euenheim nach Straßburg zurückgekehrt. Nach den Erhebungen K. Kieffers, Statistische
Beiträge zur Geschichte des Bistums Strassburg, Straßburg 1911, war er nicht Mitglied des Ordinariats
oder Domkapitels der neuen Diözese Straßburg.

120


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0122