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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0132
söhn, zue Herbolzheim, ein desperater bestandener lediger mensch, hat sich
selbsten in seiner kammer am hellen dag die lincke hand mit dem sesle auff einem
lehnenstuhl abgehauen. Wie wol man ihn gleich verbunden, so hat er es
nicht wolen leiden und alles wider hinweckgerissen. Ist also nothwendiger
Weis der brant darzu komen, daran ist er gestorben, und den 7:ten heymonat
sambt der hand begraben worden. Er wäre ein beck, sauberer mensch, er soll
bey 3000 fl vermegen. Die ursach wäre, er hätte gern ein gewisse persohn wollen
heurathen, so nit gar reich, und die muetter undt freindtschafft (die weitere
Verwandschaft) that es ihme absolute nich wollen zue lassen. Alsdann hat er
sich hindersint, und ist laider also zue gangen, als ein Ellend."

Die Kindesliebe schien aus der Welt geschwunden. Doch der junge Kaminfeger
Michael Kusterer kommt glimpflich davon, als er 1788 nachts im Rausch
seine Eltern bedroht (er wolle ihnen das Haus anzünden). Er wandert zuerst in
den Oberen Torturm, dann in den „schelmen thurn"; 15 Stockstreiche durch
einen Hatschier ziehen den Schlußstrich: „aber nit gar hart hergangen".

Fürchterlich war, wie in Münchhausens Rußland, die große Kälte im Winter
von 1788 auf 89: „der große steinene steg, zwischen den bech, Versprungen,
über 200 iar alda gelegen". Die Postillione froren auf ihren Pferden fest:
„sein bey 3 wochen lang im land, keine hosten Vortgangen oder geritten, und
Etliche postknecht, also starrent auff den pferten dodt gefunden worden, die
pfert sein nacher hauß komen, und die postilion Verfrohren (. . .)".

Eine suggestive medizinische Lehrmeinung notiert Machleid 1789: die Natur
als Damokles, unentrinnbares leibliches Schicksal: „Der herr doctor schmidt
sagte öfters zu mier, der mensch habe drey bluetstropfen im hirn. Wann der
mittlere tropfen falle, so sey der mensch gleich mausdodt. So aber der rechte
tropfen falle, so werde der mensch auff selber seit lamb. So aber der lincke
bluetstropfen falle, so werde man auff der lincken sehen lamb."

In Paris hatte es inzwischen begonnen. Ein paar Tage nach dem Bastillesturm
gastiert in Ettenheim eine seltsame Tierschau, nicht die apokalyptischen Reiter
, aber die „Ankunfft fremder Indianischer Vier thier hier in dem Löwen
zue sehen. Den 20:ten heymonat (Juli 1789) sein 3 Italiener mit 4 fremden
thierer, hier beim Löwen gewesen, und haben auff der gassen getanzet alle
Vier, nämlich: ein wilder brauner Mer ox, er hate die horn zueruck und große
zehn im maul, ein wiester dicker köpf, breite fieß; mer ein Merügel mit stach-
len oder federen; mer ein äff aus America; mer ein weiße geiß, die hate grume
herner zueruck und ein groß lang weiß horn auff der Stirnen, weiß wie ein Einhorn
, und ein weißen barth. Man dörffte nur ein Kreüzer bezalen, wer es sehn
wolte. Den 21ten (. . .) sein sie fort."

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