Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0138
als die dichtest bevölkerten Teilräume innerhalb der Amtsbezirke hervortraten
.

Die Bevölkerungszahl paßt sich auf zwei Wegen der wirtschaftlichen Grundlage
an: einmal über die natürliche Bevölkerungsbewegung, d.h. über Steigerung
oder Minderung der Geburten und der Sterbefälle, dann durch räumliche
Bewegungen in Zu- und Abwanderungen. Dabei passen sich die Geburtenziffern
deutlicher als die Sterbeziffern an die wirtschaftliche und gesellschaftliche
Gesamtsituation an.

In Baden senkte sich die Geburtenziffer, die sich in den Jahren 1830 bis 1846
zwischen 35 und 40 Lebendgeborenen im Jahr auf tausend Einwohner bewegt
hatte, seit 1847 mit einigen Schwankungen auf knapp 29 Lebendgeborene auf
tausend Einwohner im Jahre 1855. Danach stieg sie allmählich wieder an bis
zu einer Kulmination in den siebziger Jahren bei 39—40%o. Der kriegsbedingte
Rückgang 1871 wurde durch eine Erhöhung in den folgenden Jahren mehr als
ausgeglichen. Die Sterbeziffern bewegten sich mit kurzfristigen Schwankungen
und ohne erkennbare Gesamttendenz in dieser Zeit etwa zwischen 25 und 29
Todesfällen (ohne Totgeborene) im Jahr auf tausend Einwohner7.

Für die Amtsbezirke Achern und Bühl liegen die Zahlen der Geborenen und
Gestorbenen erst ab 1852 fortlaufend vor8. Die Gesamtentwicklung entspricht
etwa der im Großherzogtum, aber die Geburtenziffern lagen in beiden Amtsbezirken
bis zum Ende der siebziger Jahre meist etwas höher, die Sterbeziffern
, allerdings weniger eindeutig, etwas niedriger. Daß die Geburtenziffern
im Amtsbezirk Bühl fast durchgehend höher waren als im Amtsbezirk
Achern, darf wohl mit als Folge der vorherrschenden Erbsitten interpretiert
werden: während im Bezirk Bühl ganz überwiegend der landwirtschaftliche
Besitz unter alle Kinder verteilt wurde, war in einer Reihe der Gemeinden des
Bezirks Achern, insbesondere in den Schwarzwaldgemeinden, geschlossene
Vererbung üblich9. In dem unmittelbar südlich an den Amtsbezirk Achern angrenzenden
Raum hatte allerdings für den Zeitraum zwischen 1880 und 1933
Schubnell10 im Gegensatz dazu festgestellt, daß bei der bäuerlichen Bevölkerung
im Anerbengebiet des Schwarzwaldes bei gleicher Konfession die Kinderzahl
pro Ehe höher lag als bei der bäuerlichen Bevölkerung im Realteilungsge-
biet und daß der Geburtenrückgang dort geringer war. Der Widerspruch klärt
sich insofern auf, als im Anerbengebiet mit einer, auf die Bevölkerungszahl
berechnet, niedrigeren Zahl von Eheschließungen zu rechnen ist, zumindest
solange die Heirat behördlicher Genehmigung und des Nachweises eines bestimmten
Vermögens oder Einkommens bedurfte. In der Regel konnte nur der
Hoferbe eine Familie gründen. Außerdem bleiben bei Schubnells Berechnung
die außerehelichen Geburten außer acht. Eine Folge der durch Tradition und
Obrigkeit beschnittenen Heiratsmöglichkeit war die relativ große Anzahl unehelicher
Geburten in den Gemeinden mit geschlossener Vererbung (für 1863
bis 1865 liegen die Angaben für das Amt Achern gemeindeweise vor), auch

136


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0138