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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0148
Noch weniger entwickelt als das produzierende Gewerbe war der tertiäre Wirtschaftssektor
, der hier durch die Berufsabteilungen C und E repräsentiert ist.
Erst langsam drang beispielsweise das Sparkassen- und Bankwesen in die
Kleinstädte vor, und erst allmählich verlagerte sich der Einzelhandel von
Märkten und Hausierern auf ortsfeste Ladengeschäfte37. Die Zunahme der
Berufsgruppe Handel und Verkehr einschließlich Gastgewerbe und Schankwirtschaft
geht wohl zu einem großen Teil auch auf den Fremdenverkehr zurück
, der seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts größere Bedeutung
gewann.

Im übrigen darf nicht übersehen werden, daß eine so scharfe Trennung zwischen
den Berufsgruppen, wie sie die Statistik mit der Erfassung der Hauptberufe
vorgibt, in Wirklichkeit nicht bestand. Vor allem war die Verquickung
von landwirtschaftlicher und nichtlandwirtschaftlicher Tätigkeit auch damals
eng. In dem kleinbäuerlichen Gebiet, insbesondere in den Dörfern der Vor-
bergzone und im Schwarzwald, waren viele Bauern von jeher auf Nebenverdienst
angewiesen. Nach der landwirtschaftlichen Betriebsstatistik38 ging im
Jahre 1895 etwa ein Fünftel der hauptberuflichen Landwirte noch einem Nebenerwerb
nach. Dem entspricht, daß die Berufszählung aus dem gleichen
Jahr39 angibt, insgesamt vier Fünftel aller Erwerbstätigen hätten außer ihrem
Haupt- noch einen Nebenberuf ausgeübt40.

Die Stellung der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft war sowohl wichtigster Haupt- als auch wichtigster Nebenberuf
mit 60 bzw. 63% der Erwerbstätigen in beiden Amtsbezirken. Aber
nur in 60% der landwirtschaftlichen Betriebe stammte das Einkommen ausschließlich
aus der Landwirtschaft. Unter den gewerblichen Nebenberufen
standen Handel, Gastwirtschaft, Nahrungs- und Genußmittelgewerbe und
Baugewerbe mit jeweils mehr als einem Zehntel der nichtlandwirtschaftlich-
nebenberuflich Erwerbstätigen an der Spitze. Sicherlich gab es auch die Kombination
von gewerblichem Hauptberuf mit gewerblichem Nebenberuf, wie
beispielsweise Handel mit Gastwirtschaft, aber zweifellos wurde die Mehrzahl
der Nebenberufe von hauptberuflichen Landwirten ausgeübt. Zusätzlicher
Verdienst fand sich vor allem im Baugewerbe. Dazu gehörten sowohl der
Straßen- und Wegebau, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts energisch
vorangetrieben wurde, als auch die Fluß- und Bachregulierungen, die
gleichfalls in diesen Jahrzehnten weitergeführt oder in Angriff genommen
wurden. Besonders die mit der Rheinkorrektion verbundenen Arbeiten brachten
den Bewohnern der Rheindörfer ständigen Zusatzverdienst, mit dem sie
rechneten. Als nämlich der Rheinbau weniger Arbeiter erforderte, wandten
sich die Anliegergemeinden mit einer Petition an den Landtag. Andererseits
fiel es dann Mitte der achtziger Jahre schwer, für den Rheinbau eine größere
Anzahl einheimischer Arbeiter zu bekommen, da zunehmender Wohlstand

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