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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0151
geführte „Mangel an großen Städten und Verkehrszentren"45 trifft jedoch
hier erst recht zu. Die relative Stadtferne wirkte sich über verschiedene Mechanismen
hemmend auf die Industrialisierung aus. Bis etwa zur Jahrhundertmitte
hatte die Stadt als Standort für gewerbliche und frühindustrielle Betriebe
keine entscheidende Rolle gespielt. Von den frühen Gründungen der Textil-,
der Papier- und der Zuckerindustrie in Baden lagen die meisten weitab der
größeren Städte, häufig in den Gebäuden säkularisierter Klöster46 wie beispielsweise
in Schwarzach im Amtsbezirk Bühl. Die Industriegründungen seit
etwa 1850 jedoch bevorzugten die Städte, namentlich Mannheim und Karlsruhe
. Standortfaktor war hier zunächst die Verkehrslage am Endpunkt der
Rheinschiffahrt (Mannheim) und am Ausgangs- und im Mittelpunkt des entstehenden
badischen Eisenbahnnetzes. Als Zentrum des Eisenbahnbaues wurde
Karlsruhe auch Standort der wichtigsten Maschinen- und Waggonfabriken
des Landes. Daneben trug die Funktion als Landeshaupt- und Residenzstadt
mit einem Absatzmarkt insbesondere für Konsumgüter zum Wachstum von
Gewerbe und Industrie bei.

Die Mechanisierung der Produktion rückte aber als weitere Standortfaktoren
Kapital und technisches Können in den Vordergrund. Die Vermittlung des
technischen Wissens und Könnens, früher meist im Ausland erworben, wurde
seit ihrer Gründung im Jahre 1826 zur Aufgabe der Polytechnischen Schule in
Karlsruhe, der späteren Technischen Hochschule. Die personelle Verbindung
zwischen Industrie und Technischer Hochschule war seit den vierziger Jahren
sehr eng47 und begünstigte, wenn nicht Karlsruhe allein, so doch den nordba-
dischen Raum als Industriestandort. P. Borscheid, der die enge Verflechtung
zwischen Entwicklungsstand der Naturwissenschaften, ihrer Förderung durch
den Staat und der industriellen Entwicklung am Beispiel Badens aufgezeigt
hat, weist aber mehrfach die im Vergleich zur Universität Heidelberg und der
Technischen Hochschule Karlsruhe äußerst geringe Förderung nach, die die
katholische Universität Freiburg, das wissenschaftliche Zentrum Süd- und
Mittelbadens, durch den badischen Staat erfahren hat. Insbesondere auf
naturwissenschaftlich-technischem Gebiet wurde sie gegenüber den beiden anderen
Hochschulen des Landes stark benachteiligt48. Diese staatliche Förderungspolitik
dürfte mit dazu beigetragen haben, das wirtschaftliche Übergewicht
Nordbadens zu festigen.

Der erhöhte Kapitaleinsatz bei Gründung und Ausbau von Industriebetrieben
führte zu einer Verflechtung der Industrie mit dem Bank- und Kreditwesen.
Beides begünstigte, soweit nicht andere Faktoren dagegen sprachen, großstädtische
Standorte, in denen die Kommunikationsmöglichkeiten am ehesten gegeben
waren.

Wie sich bereits in der Bevölkerungsentwicklung zeigte, begannen sich in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die künftigen Ballungsräume von den
ländlich bleibenden Gebieten abzusetzen. Der Selbstverstärkung und räumli-

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