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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0157
vorderen Schwarzwaldtälern. Vom Obst- und Rebenertrag hing zum großen
Teil der Wohlstand der Einwohner ab.54

Während Äpfel und Birnen nur für den Eigenverbrauch gezogen wurden, gewannen
Pflaumen und Zwetschgen zunehmend Marktbedeutung. Wie die Kirschen
dienten sie auch in erheblichem Ausmaß zur Branntweinbrennerei. Der
Obstbau wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wesentlich gesteigert
. Sind auch Boden- und Klimagunst seine natürlichen Voraussetzungen, so
hat doch seine Ausbreitung in dieser Zeit andere, wirtschaftliche Gründe. Wie
in anderen deutschen Weinbaugebieten glich man auch hier die durch den
Rückgang des Weinbaues entstehende Zwangslage durch die Aufnahme des
marktorientierten Obstbaues aus. Als folgenreicher glücklicher Zufall sollte
sich die Entdeckung einer besonders früh reifenden Zwetschgen-Mutation (die
„Bühler") in Kappelwindeck im Jahre 1840 erweisen. In der wirtschaftlichen
Notlage erkannte man die sich hier bietende Möglichkeit und begann, diese
Frühzwetschgensorte planmäßig anzupflanzen.65 Von Kappelwindeck aus
breiteten sich die Kulturen rasch aus. Das Absatzgebiet dehnte sich weit über
den badischen Raum hinaus aus, nicht zuletzt dank der günstigen Verkehrslage
des Anbaugebietes im Eisenbahnnetz. Im Jahre 1884 fuhr der erste Eisenbahnwaggon
mit Frühzwetschgen nach Köln66.

Um Qualitätsverbesserungen im Obstbau bemühten sich neben der Großherzoglichen
Obstbaumschule in Karlsruhe vor allem die Landwirtschaftlichen
Bezirksvereine und die Bezirksämter. 1868 rügte der Bezirksamtmann von
Achern in seinem Jahresbericht, daß im Obstbau bei Pflege, Veredlung und
Einführung edlerer Sorten noch vieles verabsäumt sei, er konnte aber im gleichen
Bericht feststellen, daß es dem Bezirksamt nach erheblichen Schwierigkeiten
gelungen sei, zur Förderung der Obstbaumzucht einen in der Obstbaumschule
zu Karlsruhe ausgebildeten Baumzüchter als Bezirksbaumwart
anzustellen. Dieser hatte in den Gemeinden, von denen er auch bezahlt wurde,
Anleitung in Pflege und Behandlung der Obstbäume zu geben und „auf Verbesserung
der Obstcultur unter specieller Beaufsichtigung der Gemeindeobstbaumanlagen
hinzuwirken"67.

Die Landwirtschaftlichen Bezirksvereine bezogen aus guten Obstbaumschulen
des Landes junge Bäume, wobei sie finanzielle Unterstützungen des Ministeriums
erhielten. Sie organisierten Vorträge und Besprechungen mit Fachleuten
und versuchten, das Interesse der Obstbauern durch Belohnungen zu steigern.
Tatsächlich nahm die Bevölkerung diese Anregungen auf68, so daß z.B. 1883
der Bühler Amtmann über den Erfolg dieser Bemühungen berichten konnte,
mehr und mehr entstünden „nicht nur schöne Baumanlagen von Seite Privater
und der Gemeinden, sondern sie werden auch sorgfältiger gepflegt". Die
Gemeindebaumschulen, die offenbar nicht immer sachkundig unterhalten
worden waren, wurden durch die Einstellung eines, später eines zweiten Obstbaumzüchters
auch im Amt Bühl überflüssig.69

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