Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0190
noch von einem Geschichtsbild beeinflußt, das dank der von vielen Medien
kräftig geförderten Personalisierung (Fixierung auf die Person Hitlers und anderer
NS-Größen) den Nationalsozialismus ohne Bezug zur eigenen Heimat
läßt und durch Dämonisierung des allgegenwärtigen Staatsapparates die NS-
Zeit geradezu ins Unwirkliche entrückt. Durch die lokalgeschichtliche Betrachtungsweise
wird jedoch erfahrbar, wie „nahe" die Geschichte des Nationalsozialismus
sein kann und wie „große" Politik und alltägliches Leben im
heimatlichen Raum ineinander verwoben sind. Darüber hinaus können sich gerade
im lokalen Alltag5 gesellschaftliche Verhältnisse und „große" Politik im
charakteristischen Detail zeigen. Wenn bisher die lokalgeschichtlichen Ereignisse
der Nazi-Diktatur so wenig untersucht wurden, so war daran oft ein
falsch verstandenes Tabuieren lokaler Zeitgeschichte schuld. Dabei spielte sicherlich
auch die Scheu vor dem Aufdecken von Verstrickungen noch lebender
Mitbürger in der NS-Zeit eine Rolle. „Eine Lokalgeschichte, die sich mit
dem trübsten Kapitel deutscher Geschichte, dem Dritten Reich und seinen
Vorbedingungen, nicht beschäftigen will, kann keine Einsichten in die Bedingungen
und Strukturen unserer heutigen Gesellschaft vermitteln."6

Die Geschichte der „Machtergreifung" des Nationalsozialismus als etwas zu
begreifen, das sich vor Ort abgespielt hat, sich in die Menschen in einer Kleinstadt
wie Haslach i. K. in der damaligen Zeit hineinzuversetzen, ihr Handeln
und ihre Motive zu begreifen, beziehungsweise, falls man selbst den Nationalsozialismus
erlebt hat, sein eigenes Handeln in jener Zeit zu reflektieren — dazu
will diese Untersuchung beitragen.

Die benutzten Quellen

Wie in vielen Archiven von kleineren Gemeinden der ehemaligen französischen
Besatzungszone sind die vorhandenen Akten aus der NS-Zeit im Haslacher
Stadtarchiv relativ gering. Auf Weisung der französischen Militärregierung
mußten Ende 1945 alle sogenannten Nazi-Urkunden und Nazi-Akten
vernichtet werden, was man in Haslach nach Möglichkeit besorgte.7 Wichtige
Quellen waren die in Haslach damals erschienenen Lokalzeitungen, die „Kinzigtäler
Nachrichten" (KN) und der „Anzeiger vom Kinzigtal" (AK). Während
die „Kinzigtäler Nachrichten" zur katholischen Zentrumspresse gehörten
, war der „Anzeiger vom Kinzigtal" eindeutig nationalsozialistisch ausgerichtet
. Sein Herausgeber und Lokalredakteur Josef Huber war schon vor
1933 Mitglied der NSDAP und SS. Beide Zeitungen wurden in Haslach ge-

5 Zur Geschichte des Alltags im Nationalsozialismus vgl. Harald Focke/Uwe Reiner, Alltag unterm Hakenkreuz
. Reinbek 1979; dies., Alltag der Entrechteten. Reinbek 1980; Frank Grube/Gerhard Richter, Alltag
im Dritten Reich. Hamburg 1982; Dieter Galinski u.a., Nazis und Nachbarn. Schüler erforschen den Alltag
im Nationalsozialismus. Reinbek 1981.

6 Schnabel, Lokalmodelle, a.a.O., S. 3.

7 Vorwort zum Inventarbuch des Stadtarchivs Haslach i.K., S. IX.

188


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0190