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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0191
druckt und berichteten über die Ereignisse in Haslach im Jahre 1933 sehr ausführlich
, wobei man leider feststellen muß, daß auch die „Kinzigtäler Nachrichten
", um überleben zu können, sich „gleichschalten" lassen mußten und
ab Mai 1933 immer mehr ins nationalsozialistische Fahrwasser gerieten. Herangezogen
wurden auch die Ortenauer und Wolfacher Regionalausgaben der
NS-Parteizeitung „Der Führer". Charakteristische Details über das Jahr 1933
stammen aus den Befragungen von vierzehn Haslacher Bürgern, dreizehn
Männern und einer Frau.8 Als eine der ergiebigsten Quellen erwiesen sich die
Tagebuchaufzeichnungen des 1947 verstorbenen Wilhelm Engelberg9, der als
Sozialist und Pazifist aus seiner entschiedenen Gegnerschaft zum Nationalsozialismus
keinen Hehl machte. Wertvolle Einzelheiten enthielten auch die
schriftlichen Aufzeichnungen des ehemaligen Zentrumsmitgliedes Wilhelm
Schille, die dieser aus seinem Privatarchiv bereitwillig zur Verfügung stellte.

Die wirtschaftliche Lage in Haslach vor 1933 — Firmenzusammenbrüche und
hohe Arbeitslosigkeit

Als einer der wichtigsten Gründe für das schnelle Anwachsen des Nationalsozialismus
seit 1929 wird immer wieder die Weltwirtschaftskrise gesehen, die in
Deutschland mit aller Macht hereinbrach und bis 1933 die Arbeitslosenzahl im
Deutschen Reich auf über 6 Millionen klettern ließ.10 Auch die Kleinstadt
Haslach mit ihren rund 3 100 Einwohnern wurde von dieser ökonomischen
Krise stark betroffen — mehr als alle vergleichbaren Klein- und Mittelstädte in
Baden. Mit 655 Arbeitslosen am 1. 1. 1933", 81,8 Prozent der im Erwerbsleben
stehenden Einwohner, lag die Arbeitslosenzahl in Haslach erschreckend
weit über dem Reichsdurchschnitt von 29,9 Prozent. Wie kam es zu diesem
katastrophalen Anstieg der Arbeitslosenzahl in Haslach?

Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte sich in Haslach eine beachtliche Industrie
entwickelt, in der die meisten Haslacher arbeiteten. Der größte Industriebetrieb
war das ehemalige Haißsche Stahlwerk, ein Zweigbetrieb der Deutschen
Edelstahlwerke AG, Krefeld12, das Ende 1928 300 Arbeiter und Angestellte
beschäftigte. Das Werk wurde im Februar 1929 geschlossen, alle Be-

8 Frau Maria Schaettgen sowie den Herren Heinrich Borho, Egon Engler, Willy Kern, Gustav Habermann,
Willi Harter, Wilhelm Reppner, Reinhard Löffler, Hermann Prinzbach, Albert Sahl, Wilhelm Schille, Josef
Thoma, Josef Willmann und Wilhelm Wintermantel sei für die ausführlichen Interviews herzlich gedankt.

9 Die Tagebuchaufzeichnungen sowie der gesamte schriftliche Nachlaß von Wilhelm Engelberg befinden sich
seit 1979 im Stadtarchiv Haslach. Über das Leben und Wirken W. Engelbergs vgl. Ernst Engelberg, Kleine
und große Welt im Leben und Wirken des Haslacher Bürgers Wilhelm Engelberg (1862 — 1947). Über Traditionen
der badischen Revolution von 1848/49. Die Ortenau 59./1979, S. 69—118.

10 Karl Dietrich Bracher, Die deutsche Diktatur. 6. Aufl. Köln 1980, S. 184 ff.

11 „Anzeiger vom Kinzigtal" v. 30. 1. 1934, im folgenden AK zitiert, Haslach zählte 1933 3 138 Einwohner,
wovon etwa 800 im Erwerbsleben standen. Vgl. AK v. 3. 7. 33.

12 Das Stahlwerk ging aus dem ehemaligen Haißschen Hammerwerk hervor, dessen Anfänge bis ins Jahr 1806
zurückgehen. Vgl. Manfred Hildenbrand, 175 Jahre Eisen- und Metall KG Ernst Haiss. „Offenburger Tageblatt
" v. 4. 12. 1981.

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