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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0203
Wie in keinem der früheren Wahlkämpfe wurde die Haslacher Bevölkerung in
den Tagen vor dem 5. März von einer Flut von Flugblättern und Wahlprospekten
überschüttet, wobei die Nazis versuchten, durch polizeiliche Verbote
die Flugblätter der anderen Parteien, vor allem der Linksparteien, zu unterdrücken
. So wurde beispielsweise am 16. Februar in Haslach wie im übrigen
Amtsbezirk Wolfach das KPD-Flugblatt „Fememord — SA-Mann Hentsch
von seinen Kameraden bestialisch ermordet"82 polizeilich verboten.83 Das
gleiche geschah am 28. Februar mit dem SPD-Flugblatt „Bauern denkt daran!
SA-Überfall in Eisleben"84. So inszenierten die Haslacher Nazis in diesem
Wahlkampf eine „bisher unerreichte Propaganda mit Hilfe des ganzen staatlichen
Machtapparates, die zuletzt jede gegnerische Verteidigung unmöglich
machte."85

Am Wahltag standen vor den beiden Haslacher Wahllokalen zahlreiche SA-
und SS-Männer — „zum Zwecke der Propaganda", wie die Zentrumspresse
meinte86, „zum Schutze der Wahllokale gegen etwaige Störungen", wie es die
Nazi-Presse sah.87 „Besonders fielen die straff disziplinierten SA-Leute auf,
die Wegbereiter eines neuen Deutschlands."88 Sie hatten einen gut funktionierenden
Schlepperdienst organisiert, um auch den letzten NS-Sympathisanten
an die Wahlurne zu bringen. Die Wahlbeteiligung in Haslach war mit 90,8
Prozent höher als bei allen vorangegangenen Reichstagswahlen89 und lag beträchtlich
über der Wahlbeteiligung im Amtsbezirk Wolf ach, die 85,8 Prozent
betrug. Sie übertraf auch die Rekordbeteiligung im Reich (89 Prozent). Mit
32,2 Prozent erreichte die NSDAP in Haslach ihr bisher bestes Ergebnis. Offensichtlich
profitierte sie von der hohen Wahlbeteiligung, viele bisherige
NichtWähler hatten dieses Mal die Hitler-Partei gewählt. Trotz der massiven
Wahlpropaganda konnte die NSDAP die Haslacher „Zentrumsbastion" jedoch
nicht erschüttern. Die Zentrumspartei büßte mit 41,9 Prozent nur geringfügig
Stimmen ein. Gut gehalten hatte sich auch die KPD, die trotz des gegen
sie sich richtenden braunen Wahlterrors 15,1 Prozent erzielte. Die SPD
dagegen hatte mit 7,6 Prozent erneut 1,6 Prozent verloren.90

82 Der SA-Mann Hentsch wurde Anfang Dezember 1932 von drei SA-Männern nach einem Femengerichtsurteil
der SA in Dresden ermordet. Vgl. ,,D'r alt Offenburger" v. 31. 12. 1932.

83 Schreiben des Bezirksamtes Wolfach v. 16. 3. 1933. Verwaltungssachen XIII, l/6b, StAH.

84 Schreiben des Bezirksamtes Wolfach v. 28. 3. 1933, Verwaltungssachen XIII, l/6b, StAH. Am 12. 2. 1933,
am sog. „Blutsonntag von Eisleben", fand ein Überfall von Hunderten von SA-Männern auf Einrichtungen
der marxistischen Parteien in Eisleben statt. Dabei gab es viele Tote und Schwerverletzte. Vgl. „Offenbur-
ger Tageblatt" v. 14. 2. 1933 und Heinz Bergschicker, Deutsche Chronik 1933—1945. Berlin 1981, S. 15.

85 Adolf Geck in der letzten Ausgabe des „D'r alt Offenburger" v. 11. 3. 1933. Am 18. 3. 1933 wurde diese
Wochenzeitung aufgrund der Notverordnung v. 28. 2. 1933 verboten. Vgl. Erwin Dittler, Adolf Geck (1834
bis 1942). Von der „Roten Feldpost" zum Arbeiterrat. Die Ortenau 62./1982, S. 296.

86 KN v. 6. 3. 1933.

87 AK v. 6. 3. 1933.

88 Ebenda.

89 Bei der vorangegangenen Reichstagswahl v. 6. 11. 1932 waren es 83,7 Prozent gewesen, bei der Reichstagswahl
v. 20. 8. 1928 sogar nur 69,9 Prozent.

90 Vgl. die Übersicht über die Reichstagswahlergebnisse in Haslach auf S. 194.

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