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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0205
Mit dem ersten badischen Durchführungsgesetz zum vorläufigen Gleichschaltungsgesetz
vom 4. April 1933 wurde in Baden die Gleichschaltung der Gemeindeparlamente
durchgeführt.94 Die Dienstzeit der Gemeinderäte wurde
mit dem 30. April für beendet erklärt und die Parteien aufgefordert, entsprechend
dem Wahlergebnis der Reichstagswahl vom 5. März, Kandidatenlisten
einzureichen, wobei wie im Reichstag die Sitze der mißliebigen Linksparteien
KPD und SPD nach Möglichkeit kassiert wurden.95 Am 16. April wurden nur
die Kandidatenlisten der NSDAP und des Zentrums veröffentlicht.96 Nach
dem Verbot der KPD nach der Wahl vom 5. März wurde die KPD-Ortsgruppe
Haslach am 5. April aufgelöst.97 Bereits am 28. März war der KPD-
Gemeinderat Heinrich Sala aus dem Ratskollegium ausgeschlossen worden.98
Der Haslacher SPD untersagte NS-Ortsgruppenleiter Krafft die Aufstellung
einer Vorschlagsliste. Als der gerade aus der Haft entlassene SPD-Vorsitzende
Keppner trotzdem eine Liste einreichte, wurde sie nicht veröffentlicht, man
unterschlug sie einfach. Unter dem psychischen Druck der Androhung seiner
erneuten Verhaftung legte Keppner am 8. April sein Gemeinderatsmandat nieder
und trat aus der SPD aus.99

Auf der Vorschlagsliste des Zentrums standen folgende Kandidaten: Josef
Haberstroh, Gerbereibesitzer; Albert Neumaier, Sägewerksbesitzer; Heinrich
Ziegler, Weinhändler; Xaver Maier, Landwirt; Xaver Wagner, Zimmermeister
; Hugo Emil Schaettgen, Fabrikant; Emil Neumaier, Eisendreher; Salo-
mon Steidinger, Drechslermeister. Die Vorschlagsliste der NSDAP enthielt
folgende Kandidaten: Wilhelm Krafft, Maschinenbauer; Rudolf Winterer,
Gärtnereibesitzer; Eugen Uhl, Schreinermeister; Heinrich Mayer, Ölmüller;
Adolf Ohler, Kaufmannsgehilfe; Otto Zimmermann, Schlossermeister.100 Mit
Schreiben vom 26. April teilte die Ortsgruppe der NSDAP dem Bezirksamt
Wolfach mit, daß sie gegen Heinrich Ziegler als Gemeinderat der Zentrumspartei
Verwahrung einlege, da eine Zusammenarbeit mit ihm nicht möglich
sei. Ziegler, der in Haslach als entschiedener Gegner der Nazi-Partei bekannt
war, hatte die Nationalsozialisten schon öffentlich als „Wasserköpfe" bezeichnet
. 101 Das Bezirksamt legte Ziegler den Verzicht auf seine Nominierung
nahe, da man ihn sonst „zur Beruhigung der Bevölkerung in Schutzhaft neh-

94 Ebenda, S. 146.

95 Bracher / Sauer / Schulz, a.a.O., S. 170.
% Verwaltungssachen, IV, 2/10b, StAH.

97 Verwaltungssachen, Polizeiakten XI, 2/6, StAH.

98 Schreiben des Bürgermeisteramtes Haslach an H. Sala v. 30. 3. 1933. Verwaltungssachen IV, 2/10b, StAH.
Schon am 3. 3. 1933 teilte das Bezirksamt Wolfach dem Bürgermeisteramt mit, daß Sala in Schutzhaft zu
nehmen sei, wenn er versuchen wolle, den Sitzungen des Gemeinderates beizuwohnen. Verwaltungssachen,
ebenda.

99 Schreiben Reppners an das Bürgermeisteramt v. 8. 4. 1933. Verwaltungssachen IV, 2/10b, StAH. 1945 trat
Keppner wieder in die SPD ein und war seit 1946 erneut Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Haslach.

100 Verwaltungssachen IV, 2/10b, StAH.

101 Ebenda sowie Privatarchiv Schille.

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