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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0206
men" müsse.102 Drohend schrieb die Haslacher NS-Presse: „Wir geben Herrn
Ziegler die wohlgemeinte Weisung: Abtreten, Herr Ziegler — sonst könnte Ihr
Dasein um eine unliebsame Erfahrung bereichert werden!"103 Angesichts dieser
massiven Drohungen verzichtete Ziegler auf seine Kandidatur. An seiner
Stelle sollte Xaver Wagner in den Gemeinderat einziehen. Aber auch ihn lehnte
die NSDAP als „politisch unzuverlässig" ab.104 Josef Haberstroh (Zentrum
) und Rudolf Winterer (NSDAP) waren verschwägert und konnten deshalb
nicht gleichzeitig Mitglied des Gemeinderates sein. Es sollte nun das Los
entscheiden. Haberstroh trat jedoch freiwillig zurück.105 Der neue Haslacher
Gemeinderat, der am 22. Mai zusammentrat, hatte folgende Zusammensetzung
: Albert Neumaier, Xaver Maier, Hugo Emil Schaettgen (alle Zentrumspartei
); Wilhelm Krafft, Rudolf Winterer, Eugen Uhl (alle NSDAP).106

Doch auch das Zentrum wollten die Haslacher Nazis nicht mehr lange im Gemeinderat
dulden. Nach der Auflösung des Zentrums am 5. Juli verlangte der
inzwischen zum NS-Kreisleiter aufgestiegene evangelische Pfarrer Heinrich
Georg Baumann, daß die drei Haslacher Zentrumsgemeinderäte ihre Ämter
zur Verfügung stellen sollten. Die Zentrumspolitiker waren jedoch entschlossen
, ihre Ämter nicht freiwillig niederzulegen. Bei der Gemeinderatssitzung
am 10. Juli erschien Kreisleiter Baumann mit einigen SA- und SS-Männern
und forderte die Zentrumsgemeinderäte ultimativ auf, aus dem Gemeinderat
auszuscheiden, andernfalls müsse er sie in Schutzhaft nehmen, da „das Volk"
bereits gegen sie demonstriere.107 In Wirklichkeit hatten sich in der Rathaushalle
nur einige zusammengerufene SA- und SS-Männer angesammelt.108
Kreisleiter Baumann und seine SA- und SS-Begleitung jagten nun die drei
Zentrumsgemeinderäte förmlich zur Tür des Sitzungssaales hinaus. Mit Gewalt
wurden also die Gemeinderäte des Zentrums gezwungen, ihre Ämter niederzulegen
. Jetzt bekam Haslach einen rein nationalsozialistischen Gemeinderat
, die vollständige „Gleichschaltung" des Gemeindeparlamentes war vollzogen
. Am 25. September wurden von der NSDAP folgende drei NS-
Gemeinderäte anstelle der Zentrumsgemeinderäte ernannt: Heinrich Mayer,
Adolf Ohler und Otto Zimmermann.109

Auch der Haslacher Bürgerausschuß wurde gleichgeschaltet. Ende März wurden
die kommunistischen Gemeindeverordneten aus dem Bürgerausschuß ent-

102 Ebenda.

103 AK v. 28. 4. 1933.

104 Privatarchiv Schille.

105 Ebenda.

106 Verwaltungssachen IV, 2/10b, StAH.

107 Privatarchiv Schille sowie Ratsprotokoll v. 10. 7. 1933, StAH. Die lokale NS-Presse wiederholte die falsche
Behauptung von Baumann und berichtete: „Die vor dem Rathaus versammelte Ansammlung von Leuten
gab ihrer Empörung Ausdruck über die renitente Haltung der Zentrumsgemeinderäte." Vgl. AK v. 11. 7.
1933.

108 W. Engelberg, Tagebuchaufzeichnungen; Interview Prinzbach.

109 Verwaltungssachen IV, 2/10b, StAH; KN v. 29. 9. 1933.

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