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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0215
Emil Thoma — mit dem Eintrittsdatum 14. 12. 1929 das erste Parteimitglied
in Haslach160 — als Vereinsführer durchsetzen. Stattdessen verlangten die Mitglieder
den bisherigen, bewährten, parteilosen Vorsitzenden Adolf Schöner
als Vereinsführer zu benennen. Krafft mußte nach heftiger Auseinandersetzung
nachgeben. Adolf Schöner wurde am 16. September zum Vereinsführer
bestellt, Emil Thoma wurde allerdings sein Stellvertreter.161 Die Haslacher Nazis
rächten sich jedoch an Schöner. Sie setzten einen Gemeinderatsbeschluß
durch, der der Stadt untersagte, Waren für das städtische Krankenhaus in
Schöners Gärtnerei zu kaufen.1613 Noch schwieriger war die Gleichschaltungsprozedur
beim Gesangverein „Frohsinn", der einige SPD- und KPD-Mitglieder
in seinen Reihen hatte. Der Vorsitzende August Obert, SPD-Mitglied, trat
im April 1933 aus Protest gegen die sich anbahnende Gleichschaltung des Vereins
zurück. Als NS-Ortsgruppenleiter Krafft dem „Frohsinn" wegen Oberts
antinationalsozialistischer Haltung Vorwürfe machte, erklärten sich die meisten
Frohsinnmitglieder mit Obert solidarisch. Sie konnten jedoch nicht verhindern
, daß Obert von der SA verhaftet und der „Frohsinn" am 22. September
gleichgeschaltet wurde.162 Zum Vereinsführer wurde der der NSDAP angehörende
Bayrische-Hof-Wirt Johann Haser ernannt.163

Über Monate zog sich der Gleichschaltungsprozeß bei der Stadtkapelle Haslach
hin. Am 29. März wurde die Stadtkapelle von der NS-Ortsgruppenleitung
aufgefordert, die Gleichschaltung durchzuführen.164 Aber erst am 9. Oktober
konnte die Gleichschaltung vollzogen und der Vereinsführer Otto Blank sen.,
ein Parteimitglied, ernannt werden.165 Die Widerstände gegen die Gleichschaltung
waren bei den Musikern der Stadtkapelle offenbar beträchtlich; denn am
20. September mußte Bürgermeister Selz die Stadtkapelle ultimativ auffordern
, die Gleichschaltung endlich vorzunehmen. Wer sich dieser Anordnung
nicht füge, werde sofort aus der Stadtkapelle entlassen.166

Problemlos ging die Gleichschaltung des Kolpingvereins am 4. Oktober über
die Bühne. Ein „Führerrat" wurde gebildet, der sich sofort „zum neuen Staate
unter dem Volkskanzler Adolf Hitler" bekannte.167 Ein Bekenntnis, welches
durchaus der allzu wohlwollenden Einstellung maßgebender Persönlichkeiten
und Kreise innerhalb der katholischen Kirche damals entsprach, was
vor allem nach Abschluß des Konkordats Anfang Juli immer deutlicher wurde
. 168 Wie sollten die kirchengläubigen Kolpingsöhne auch zu einer kritischen

160 Mitgliederliste der NS-Ortsgruppe Haslach, StAH.

161 AK v. 19. 9. 1933; Interview Engler.
161a Ratsprotokoll v. 19. 9. 1933, StAH.

162 Vgl. Manfred Hildenbrand, 60 Jahre Gesangverein „Frohsinn", „Offenburger Tageblatt" v. 27. 6. 1970.

163 AK v. 25. 9. 1933.

164 Verwaltungssachen IV, 2/6, StAH.

165 Ratsprotokoll v. 11. 10. 1933, StAH; AK v. 17. 10. 1933.

166 Ratsprotokoll v. 20. 9. 1933, StAH.

167 Vgl. oben S. 210/211.

168 Böckenförde, a.a.O., S. 317ff. und Monika Kringels-Kemen/Ludwig Lemhöfer (Hrsg.), Katholische Kirche
und NS-Staat. Frankfurt a. M. 1981, S. 18ff.

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