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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0216
Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus gelangen, wenn sie in den katholischen
Blättern lesen mußten, daß die Fuldaer Bischofskonferenz bereits am
28. März 1933, fünf Tage nach Annahme des Ermächtigungsgesetzes, die für
die katholische Kirche jahrelang geltenden Warnungen und Verbote gegenüber
der Mitarbeit in der NSDAP zurücknahm und die Katholiken zur Treue
gegenüber „der rechtmäßigen Obrigkeit" ermahnte und zur Mitarbeit am
„neuen Staat" sowie zur positiven Einordnung in ihn aufforderten?169 Weshalb
sollten sie nicht Mitglied der SA oder SS werden, da es ja bekannt war,
daß der katholische Oberhirte Badens, Erzbischof Conrad Gröber von Freiburg
, sowie mehrere Domherren im Sommer 1933 fördernde Mitglieder der
SS-Ortsgruppe Freiburg geworden waren?170

Aber auch die Mehrzahl der leitenden Geistlichen und Laien in der evangelischen
Landeskirche Badens standen damals politisch rechts. So schrieb beispielsweise
Prälat D. Kühlewein, der spätere badisches Landesbischof, nach
der Märzwahl 1933 in einem Hirtenbrief, der in der evangelischen Gemeinde
in Haslach wie in allen evangelischen Gemeinden Badens verlesen wurde:
„Was wir seit Jahren gehofft und ersehnt haben, ist gekommen: Unser deutsches
Volk hat sich in seiner großen Mehrheit zu einer starken nationalen
Front zusammengeschlossen und sich einmütig hinter die Männer gestellt,
die das Oberhaupt unseres Reiches zur Führung des deutschen Volkes berufen
hat . . . Die jüngsten Ereignisse erscheinen uns wie das Morgenrot einer besseren
Zeit, das von Gott her aufgeht."171 Der größte Teil der evangelischen
Pfarrer, die sich damals politisch aktiv betätigten, waren Nationalsozialisten.
Eine Erscheinung wie der evangelische Pfarrer von Haslach, Heinrich Georg
Baumann, war keine Ausnahme.

Die Umgestaltung der übrigen Organisationen

Zu den wichtigsten Organisationen in Haslach gehörten die Gewerkschaften
und der Gewerbeverein. Für die Haslacher Nazis war der Allgemeine Deutsche
Gewerkschaftsbund (ADGB) am gefährlichsten, nicht nur wegen der Zahl seiner
Mitglieder, sondern wegen seiner überwiegend marxistischen Orientierung
. Da es eine Grundforderung des Nationalsozialismus war, den Arbeiter
dem Marxismus zu entfremden, war die NSDAP entschlossen, die Gewerk-

169 Böckenförde, a.a.O., S. 322/323.

170 Erwin Keller, Conrad Gröber 1872—1948. Erzbischof in schwerer Zeit. Freiburg 1981, S. 150. Vgl. auch
Schnabel, Die Machtergreifung, a.a.O., S. 284. Bereits auf der Diözesansynode vom 25.-28. 4. 1933 hatte
Gröber in einer Rede, die in allen katholischen Blattern veröffentlicht wurde, das Dritte Reich gepriesen, in
dem vieles, wie z.B. der konstitutionelle Staat und die Republik, überholt sei. Jetzt gelte wieder das Führerprinzip
in fast absoluter Form. „Wir dürfen, und wir können den neuen Staat nicht ablehnen, sondern müssen
ihn positiv bejahen." Schnabel, Die Machtergreifung, a.a.O., S. 283.

171 Jörg Thierfelder/Eberhard Röhm, Die evangelische Landeskirchen von Baden und Württemberg in der
Spätphase der Weimarer Republik und zu Beginn des Dritten Reiches. In: Schnabel, Die Machtergreifung,
a.a.O., S. 219; dieselben, Die beiden Landeskirchen von Baden und Württemberg im Zeichen der Machtergreifung
Hitlers. In: Entwurf, Religionspädagogische Mitteilungen 3, 1982, S. 4, 18.

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