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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0258
aber von einer großen Koalition nach der Wahl vom 20. 5. erwartete er gar
nichts: „Welche Opfer an Grundsätzen müßte die Sozialdemokratie bringen?
Das Großkapital als Beherrscher der Deutschen Volkspartei (früher Nationalliberale
) gäbe seine Zustimmung nicht zu gesetzlichen Fortschritten in der proletarischen
Sozialpolitik. Einige Stichworte dafür: Washingtoner Abkommen,
Achtstundentag, Lohnschlichtung, Entlastung der Konsumenten. Beim Zentrum
gibt's keinen Halt im Kampfe auf schulreaktionärem Gebiete. Wo bleibt
die Einheit zur Ablehnung der Panzerkreuzer, zur Ausrottung der Übelstände
im Heer, zur Amnestierung politischer Gefangenen?" (26. 5. 28). Vom Magdeburger
Parteitag der SPD (26.—31. 5. 29) hatte er eine Aufkündigung der
Koalition erwartet. Aber er konnte nur eine starke Opposition „gegen die
Koalitionspolitik und die damit zusammenhängende Taktik der sozialistischen
Minister und der Parteileitung" registrieren, doch „deren Anträge wurden
nach dem Wunsch der Parteileitung (...) in den Papierkorb verwiesen mit
253 gegen 138 Stimmen, was als Einverständnis mit dem Verbleiben der
Sozialisten in der Reichsregierung gedeutet wurde" (1. 6.). Geck kannte den
Einfluß der Parteibürokratie auf den Parteitagen und reduzierte deshalb das
Abstimmungsergebnis auf die gewählten Delegierten, was mit 167 zu 122 zu
einem wesentlich besseren Resultat für die Opposition führte, wobei er sich
bei einer geheimen Abstimmung ein noch günstigeres versprach. Wie er bisher
in der Haltung der szd. Minister in der Frage der Panzerkreuzer nur eine
„Übertölpelung" gesehen hatte, so jetzt in dem Beschluß des Parteitages
lediglich „eine unglückliche Taktik": „Die Abgeordneten der Partei müssen
gegen die Panzerkreuzer-Forderungen stimmen, die Minister dürfen sie aber
bewilligen, um sich auf den Regierungssesseln zu halten". Obwohl Geck die
Finanzierung der Panzerkreuzer auch in Erinnerung an die Bewilligung der
Kriegskredite am 4. 8. 1914 ablehnte, fand er sich mit den Beschlüssen des
Parteitages ab, beanstandete aber, daß die Opposition mit der Wiederwahl
aller Mitglieder der bisherigen Leitung keine Vertretung hatte.

Auch in seinen „Gedanken am Verfassungstag" findet sich kein Lichtblick
auf ein Vorwärtsschreiten: „Im allgemeinen herrscht keine große Begeisterung
unter den Republikanern" (10. 8. 29). Die nach der Beseitigung der Demokratie
gerichtete Bewegung erstrebe die Diktatur, die faschistische Gewaltherrschaft
. Die Gegenrevolution benütze die bittere Stimmung, die Auswirkungen
der wirtschaftlichen Notlage der Volksmassen, die der Krieg mit sich
gebracht habe. Die Verfassung gebe zwar dem Volke die Möglichkeit, sich
sein Schicksal selbst zu gestalten, aber ein Großteil verzichte verärgert darauf.
Im Gegensatz zur Französischen Revolution sei die deutsche zu überraschend
gekommen, die demokratische und soziale Ausgestaltung der Republik sei eine
schwere Aufgabe: „Der Leidensweg des deutschen Volkes muß zur Höhe
führen, welche dem Volke die Herrschaft gewährt, die in der Verfassung von
Weimar angebahnt ist". Geck, der neben der sozialistischen wohl wie kein anderer
in der Tradition von 1848/49 verhaftet war, erinnerte die Leser an die

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