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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0259
Zeit vor 80 Jahren, als die badischen Demokraten eine von freiheitlichem
Geist erfüllte soziale Republik erkämpfen wollten und bereit waren, dafür ihr
Leben einzusetzen, wie der Freischaren-Kommissar Friedrich Neff aus Rüm-
mingen, der am 8. 8. 1849 von den Preußen standrechtlich erschossen wurde.
Am 11.8. hielt er bei der Einweihung eines Denkmals für Neff in Rümmingen
die Gedenkrede.

Der von ihm so häufig beschworene Geist von 48/49 gab ihm persönlich zwar
immer wieder die Kraft, sich für die demokratische Republik kämpferisch einzusetzen
, aber er wußte, daß die Weimarer Republik nicht jene Bewußtseinsänderung
im Volke bewirkte, wie er es sich in den Revolutionstagen vorgestellt
hatte, und schon gar nicht eine tiefgreifende Veränderung der Gesellschaft.
Was er am 9. November 1929 im „Alten" zu sagen hatte, war keine zukunftsweisende
Losung: „Der 9. November, der Tag der Revolution, wird nur noch
im Lande Sachsen gefeiert. . . Heute sind die Sieger von damals in die Defensive
gedrängt; den Kampf um die demokratische Freiheit erschwert die Zersplitterung
".

„Nun steht ihm der Weg zur Diktatur in Berlin offen"

Am 27. 3. 30 gab Reichskanzler Hermann Müller auf; der Reichspräsident beauftragte
Hermann Brüning vom Zentrum mit der neuen Kabinettsbildung:
„der Reichspräsident kann jetzt den Diktatur-Paragraphen 48 der Verfassung
loslassen", schrieb dazu der „Alte" am 29. 3. Geck sah schon weiter. Da die
Rede davon war, daß der „Messias Adolf Hitler" in Thüringen eingebürgert
werde, schrieb er am gleichen Tag ahnungsvoll: „Nun steht ihm der Weg zur
Diktatur in Berlin offen". Zu dieser Zeit war bereits nicht mehr zu verkennen,
daß man es bei der NSDAP mit einem immer stärker werdenden Machtfaktor
zu tun hatte. Zur Demonstration ihrer Macht suchte sich die Partei nicht nur
die Straßen durch Umzüge ihrer Sturm-Abteilungen (SA), sondern auch die
Wahlveranstaltungen ihrer Gegner aus. Als der Reichstag im Juli die Notverordnungen
Brünings ablehnte und aufgelöst wurde, bot sich dazu auch im
Offenburger Wahlkampf willkommene Gelegenheit. Zur Wahlversammlung
der SPD am 5. 8. 30 in der Michelhalle erschien nicht nur die Polizei aus Freiburg
, sondern auch ein größeres Aufgebot der SA: „Der nationalsozialistische
Landsturm, der zur , Begrüßung' des Kultusministers Remmele nach der
Kreisstadt Offenburg gezogen kam, enthielt Dutzendschaften aus dem protestantischen
Ried, aus Lahr, auch aus katholischen Orten z.B. Kappelrodeck.
In der Michelhalle gab ein melodisches Gebrüll klassische Proben von der Kultur
im kommenden dritten Reich", berichtete der „Alte" am 9. 8. Hunderte
fanden keinen Einlaß mehr, weil der Saal polizeilich gesperrt werden mußte.
Angesichts der anwesenden uniformierten Nationalsozialisten unter Führung
des stv. Gauleiters und Abgeordneten Walter Köhler herrschte natürlich eine
beträchtliche Spannung. „Der Minister hielt in solch einer unbehaglichen
Situation einen wenig polemischen Vortrag, sprach über die tragische Ent-

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