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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0260
wicklung im Reichsparlament und dozierte den grünen Politikern in dankenswerter
Weise die Ziele der Sozialdemokratie. Der Versammlungsleiter, Stadtrat
Vestner, schloß die Versammlung ohne Gewährung der verlangten Aussprache
. Darauf ein radauvolles Ende der Szene ohne die befürchteten Tätlichkeiten
" (9. 8.).

Was der „Alte" über die Versammlung schrieb, war natürlich nur ein schwacher
Abglanz dessen, was sich besonders am Schluß der Versammlung mit den
bekannten Sprechchören der SA abspielte. Remmele war eine beliebte Zielscheibe
für die nat.soz. Angriffe, und zweifellos waren sich viele seiner aufgehetzten
Gegner damals nicht bewußt, wohin die politische Verteufelung führen
würde. Am 16. Mai 1933 wurde „der größte badische Novemberverbrecher
, der ehemalige rote Staatspräsident und Innenminister Adam Remmele"
nach Kislau überführt, mit ihm sechs andere Sozialdemokraten, darunter der
ehem. Justizminister Ludwig Marum, der dort am 29. 3. 1934, „offensichtlich
mit Wissen des Reichsstatthalters",31 ermordert wurde. Wie rauh die
Wahlkampfsitten geworden waren, geht schon aus der Ankündigung einer
SPD-Versammlung mit dem Reichstagsabgeordneten Dittmann hervor: „Für
die Ordnung zum ungestörten Verlauf der interessanten Veranstaltung ist gesorgt
". Der Wahlkampf wurde sehr intensiv und oft auch sehr brutal geführt:
,, ,Das dritte Reich', das zu uns kommen soll, wird ein deutscher Mussolini-
Himmel sein. Wie herrliche Kostproben hat doch der Wahlkampf gebracht!
Zahlreich sind die Fälle barbarischer Gewalttätigkeiten bei Wahlversammlungen
, wobei die Volksrechte des demokratischen Staates durch das Faustrecht
der Faschisten diktatorisch ausgeschieden werden" (13. 9.), schrieb Geck,
und fuhr an anderer Stelle fort: "Grauenhaft sind die Nachrichten über blutige
Verbrechen aus dem ganzen Reiche, die seit dem letzten Sonntag wieder bekannt
wurden und den Namen Deutschland in der Welt schänden". Aber gegen
den „Messias des Hakenkreuzes" kamen keine Argumente an: bei der
Reichstagswahl am 14. 9. 1930 gelang den Nationalsozialisten der große
Durchbruch. In Offenburg stiegen ihre Wählerstimmen von 667 bei der Landtagswahl
v. 27. 10. 29 auf 2 114, das bedeutete eine Zunahme von 217%, der
eine Steigerung der kommunistischen Stimmen im gleichen Zeitraum von 449
auf 1 012 gegenüberstand. Die Stimmen der SPD stiegen von 1 208 auf 1 279.
Im Reich nahmen die Nationalsozialisten gegenüber der Reichstagswahl vom
20. 5. 28 um das Siebenfache zu; mit 6,4 Mill. Stimmen schnellte die Zahl
ihrer Sitze von 12 auf 107 (18,5% von insgesamt 577), die KP machte mit der
Zunahme von 41% auf 4,6 Mill. einen kleineren Sprung von 54 auf 77 Sitze.
Die SPD verlor 10 Sitze, verfügte aber noch über 143 und blieb dieses Mal
noch stärkste Fraktion. '

Im Frühjahr 1931 spielte die Finanzierung des Flottenbauprogrammes erneut
eine wichtige Rolle. Es gelang Reichskanzler Brüning die Führer der SPD „für
die Idee des Panzerkreuzerbaus zu gewinnen" und mittels einer Androhung
seines Rücktritts für den Fall einer Niederlage im Reichstag seinen Vorgänger

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