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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0321
vertrag 153586 der Gemeinde Achern gestatten, die 16 fl, die sie zum Unterhalt
des Pfarrers beisteuern mußte, für eine gewisse Zeit vom Einkommen des
Frühmessers abzuziehen, ebenso die beiden Gulden, von denen sie einen dem
Pfarrer von Sasbach und den andern dem Pfarrer von St. Stefan entrichten
mußten. Als Gegenleistung wurde vereinbart, daß künftig, wenn die Frühmesserstelle
frei werde, sie das 1. und das 2. Mal von der Gemeinde, das 3. aber
vom Bischof besetzt werden soll.

Auch später griff man wieder auf die Kaplaneipfründe zurück. Als 1606 die
Liebfrauenkirche abgerissen und neu gebaut werden mußte, veräußerte man
einen Teil der Liegenschaften dieser Pfründe, um die Schulden zu bezahlen87.
Damit aber war die Sicherung der Existenz des Frühmessers gefährdet. Als
nach den Zeiten des Niedergangs um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert
Allerheiligen sich allmählich erholte und die Zahl der Kanoniker wieder zunahm
, konnte es auch seine Pfarreien besser besetzen. Dabei kam es zu einer
heftigen Auseinandersetzung zwischen dem Propst Laurentius Scheffler
(1613/39) und der Gemeinde Achern, da jener wohl ohne ihre Zustimmung
die Pfarrei und die Kaplanei „coniunctim" — zusammen — dem neuen Pfarrer
übertragen hatte. Der Streit konnte 1621 durch einen Vergleich88 beendet
werden, in dem vereinbart wurde, daß bei den nächsten Vakanzen beide Stellen
das 1. und 2. Mal durch die Propstei, das 3. aber durch die Gemeinde besetzt
werden soll. Danach aber soll es wieder wie früher gehandhabt werden,
nämlich daß das Kloster die Pfarrei und die Gemeinde die Stelle des Kaplans
besetzt. Außerdem wurde beschlossen, da die Einkünfte des Frühmessers
stark zurückgegangen waren, „treuherzige Leute" zu Stiftungen aufzufordern
, damit der Lebensunterhalt für einen Kaplan gewährleistet sei. Inzwischen
war der 30jährige Krieg und die Eroberungskriege Ludwigs XIV. über
das Land hinweggegangen und hatten die Ortschaften verwüstet. Wiederum
mußte die Gemeinde feststellen, daß die Einkünfte für den Lebensunterhalt eines
Kaplans nicht mehr ausreichten, denn die Gefälle, die 130 fl und 4 1/2
Viertel Frucht ergeben sollten, brachten nur 80 fl und 6 1/2 Viertel Frucht.
Darum verfügte Achern schon seit einiger Zeit über keinen Kaplan mehr. Infolgedessen
konnten ca. 100 Einwohner am Sonntag die Messe nicht besuchen
, da sie das Haus hüten mußten. Darum schlugen die Zwölfer der Gemeinde
dem Generalvikar Camilly in einem Schreiben 170189 vor, die Einkünfte
der Kaplanei während 15 Jahren so zu teilen, daß eine bestimmte Summe
zum Lesen der vorgeschriebenen Messen verwendet, der Rest aber auf Zinsen
angelegt werde. Was dann nach Verlauf der 15 Jahre noch an der erforderlichen
Summe fehle, solle die Gemeinde aus ihren Einkünften beisteuern. Der

86 GLA 229/202

87 K. Reinfried, a.a.O. S. 137

88 GLA 229/199 Vergleich vom 23. 3. 1621

89 GLA 67/1 136 Supplik-Schreiben

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