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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1983/0360
wie am 9. Februar vor 500 Jahren gefeiert wurde
mit den angereisten Gästen, den Markgrafen
Friedrich von Brandenburg (dem „Eisernen
", einem Hohenzoller), Christoph und Albrecht
von Baden, dem Grafen Eberhard im
Bart von Württemberg, dem Herzog Albrecht
von Bayern und Bischof Albrecht von Straßburg
(ebenfalls ein Bayer) — so wie Oberbürgermeister
Grüber sie in der Einladung aufführte
— mit 920 Streitrossen und 219 Wagen.
Das Buch bietet jedoch weit mehr.
Um die Ursprünge der Fastnacht auszuloten,
beginnen die Verfasser bei Kelten, Römern
und Alemannen und spüren in der bürgerlichen
und der höfischen Fastnacht des Spätmittelalters
zwei Strömungen auf, gekennzeichnet
durch die traditionelle Umkehrung der Ordnung
(Hexenregiment) und in der Übernahme
von Zunftbräuchen durch das Patriziat. Es
wird versucht, die Offenburger Fastnacht zwischen
diesen beiden Möglichkeiten einzuordnen
— soweit sich der „Spaß an der Freud"
zur soziologischen Deutung eignet.
Ein Stück Geschichte des alten Offenburgs,
das 1689 in Asche sank, wird wieder gegenwärtig
, wenn in einem kulturgeschichtlichen Überblick
Aspekte des damaligen Lebens beleuchtet
werden: Verwaltung, Zunftwesen, Druckereiwesen
, Münze, Siegel, Reichsfreiheit, Weltpolitik
und Waffenwesen, Geistesleben und
Kunst, das Ganze getragen von den drei Ständen
Adel, Bürger, Bauern. Eine gute Auswahl
zeitgenössischer Bilder veranschaulicht dies,
dazu werden Dokumente zur Fastnacht von
1483 vorgelegt, Einladungsschreiben, Listen
und Berichte. Die Teilnehmer kamen nicht allein
des Vergnügens wegen. Diplomatische
Überlegungen führten zur Wahl Offenburgs
als Treffpunkt um gewisse (haus- und territo-
rial-)politische Fragen an neutralem Ort in gelockerter
Atmosphäre erörtern und verhandeln
zu können.

Später sind Quellen über die Fastnacht in Offenburg
rar. Erst 1727 findet sich wieder eine
Nachricht und „die Narretei nimmt zu" am
Beginn des 19. Jahrhunderts, wo in Ball-Ankündigungen
und Umzugsprogrammen erstmals
von Fasching die Rede ist. Aus der Zeit
um 1844 ist der erste Vereinsname bekannt:
Narrenstaat am Kinzig-Angel, gemeint ist damit
die Narrenrepublik Offenburg. Eine ganze
Reihe von Belegen des Stadtarchivs nennen
nun Vereine, Maskenbälle und Theatervorführungen
. Zwei geistige Väter von Fastnachtsideen
werden hier vorgestellt: Adolf Geck und
vor allem Karl Otto Schimpf und die ebenso
unvergessenen Originale Koche-Mina, Glücke-
Sepp und Burda-Franzl. Nicht weniger als 35
Narrenzeitungen gab es um die Jahrhundertwende
. Danach ging es abwärts, die Kriege

brachten erhebliche Einschränkungen, auch
zwischen den Kriegen kam die alte Originalität
nicht wieder auf. Die Offenburger Hexenzunft
entstand 1936 und die Althistorische Narrenzunft
in den 60er Jahren. Weitere Narrenzünfte
bildeten sich, und die Ortschaften brachten
ihre eigenen Traditionen ein und bereichern
heute das Bild, dessen Vielfalt Michael Friedmann
bis in die Ursprünge zurückverfolgt. Offenburg
ist ein Stück der Ortenau, das gilt auch
für die Fastnacht. In einem Rundblick über die
Mauern Offenburgs hinaus stellt Kurt Klein
den Zusammehang mit der alemannischen
Volksfastnacht zwischen Oberrhein und Bodensee
her.

Mit Spürsinn haben die Verfasser zeitgenössische
Quellen und Bilder ausfindig gemacht, die
Suche in Hausarchiven, Stadtarchiven, Bibliotheken
, Museen und bei Vereinen war ergiebig
, — um letzten Endes das zitierte Wort des
Erasmus zu bestätigen, es sei der Geist des
Menschen nun einmal so angelegt, daß der
Schein ihn mehr fessele als die Wahrheit —
oder seines Zeitgenossen Sebastian Brant, daß
„niemand lebt, dem nichts gebrist, noch der
behaupten darf fürwahr, daß er sei weise und
kein Narr".

C. H. Steckner

Heinz Bischof, Rastatt. Führer durch
Stadt und Umgebung.

Mörstadt Kehl 1983. 144 S.

Heinz Bischof hat in seinem Führer durch
Stadt und Umgebung alles Wissenswerte aus
Geschichte und Gegenwart der einstigen badischen
Festung und Residenz badischer Markgrafen
, darunter des „Türkenlouis" in unterhaltsamer
Art zusammengestellt. Natürlich
fehlt auch nicht die Markgräfin Augusta Sibyl-
la mit ihrem Schloß Favorite. Neben den Hinweisen
zu den vielen Sehenswürdigkeiten badischer
Geschichte gilt die Aufmerksamkeit auch
dem Heute durch die Vorstellung der Ämter,
Behörden und das Bereitstellen statistischer
Unterlagen der Kreisstadt und ihrer vielgesich-
tigen Umgebung. Dadurch wirkt die Broschüre
umfassend, informativ, aber keineswegs erdrückend
. In annähernd 30 Kapiteln hat
Bischof das Bild der geschichtsträchtigen, aber
auch wirtschaftlich-industrieell geprägten
Murgmetropole gezeichnet. Der Besucher,
Gast und Fremder, findet in diesem Stadtführer
alles Notwendige, was seinen Aufenthalt bereichert
und zum nachhaltigen Erlebnis werden
läßt, die Stadtgeschichte mit herausragenden,

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