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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0300
führte über den Graben zum Eingang, über dem sich ein Turm erhob. Dieser
diente vermutlich als Wachtturm und deckte den Eingang. Unter dem Turm befand
sich das „so sehr beschriene gefängnuß", in dem noch im 18. Jahrhundert
Sträflinge für ihre Vergehen büßten. Durch den Eingang gelangte man in den
Schloßhof, der von Wohnhaus, Scheuer und Stallungen umgeben war. Nach
Bartelt wird das Gemäuer beschrieben: 75 Schuh breit, 93 Schuh lang und
30 Schuh hoch; das Wohnhaus ist 53 Schuh lang und 34 Schuh breit. Der Wohnraum
wird 1555 beschrieben: 2 Stuben, 2 Kammern, die Schneiderkammer, die
alte Stube ob dem Brunnen, die Mehlkammer und die Küche (S. 106 und 107).

Offensichtlich wohnte bis zum 30jährigen Krieg der Amtmann in der Burg.
Am 17. 3. 1633 schrieb Amtmann Franz Bähr: „Bintzburg ist in den Boden
hinein ruiniert; soll ich fürder da wohnen, ist Bauen vonnöten". Ein Wiederaufbau
erfolgte nicht. Die Verwaltung der Herrschaft wurde nach Offenburg
verlegt. 1677 während des Holländischen Krieges berichtet der Vogt: „Das
türmlein der Binzburg ist von den Völckern abgehebt worden". 1722 war das
Schlößchen „schon längst verstört" und bestand nur noch aus vier Mauern.
1743 werden noch der Schloßgraben, der Schloßzwinger und Schloßweiher genannt
. Die zwecklos gewordenen Mauern erhielten eine neue Bestimmung.
Freiherr von Erthal schenkte 1763 einen Teil der Quadersteine der Gemeinde
Hofweier zum Bau des Kirchenschiffs, die anderen Steine fanden Verwendung
beim Bau des Amtshofes in Offenburg. Im 19. Jahrhundert stand noch ein
Ringwall, der abgetragen, die Steine ausgegraben und der Boden eingeebnet
wurde. Nur der Name „Binzmatte" oder — nach der neuesten Annahme —
„Binzbuckel" erinnert noch an die alte Tief- oder Wasserburg.

Von der Anlage der oberen Burg, zu der ein kleines Gut gehörte, berichten uns
die Quellen gar nichts. Daß sie aber zur wehrhaften Verteidigung eingerichtet
war, beweist die Verkaufsurkunde von 1441. In dieser werden „Armbrust,
pulver, büchsen, geschütze, pfyle und harnasch" erwähnt, ebenso Torhüter
und Wächter. Sie war wohl nach 1500 nicht mehr lange bewohnt und zerfiel
sehr bald. 1732 heißt es: „Die obere Burg ist auch ein alt zusammengefallenes
Schloß, dermahlen ein großer Steinhaufen inmitten des Fischwassers, vor Jahren
ausgeräumbt und ausgehoben und mit hecht und karpfen besetzt". Die
Steine wurden 1754 nach Niederschopfheim geführt und dort beim Kirchenbau
verwendet (die Herren von Binzburg waren die Patronatsherren dieser
Pfarrei). Der Weiher, in dem einst die obere Burg stand, wurde 1927 vom
Freiherrn von Franckenstein durch den Turn- und Sportverein erworben und
dort der Sportplatz angelegt. Zeugen dieser ehemaligen Tief- bzw. Wasserburg
sind heute noch die Flurnamen „In der Bürg", „Burghalde" (im Volksmund
„Frundbuckel") und „Schloßäckerle".

Literatur:

O. Kähni, Die Wasserschlösser in Hofweier, in: Ortenau 21/1934 S. 474—476; O. Kähni, Hofweier
in Geschichte und Gegenwart. Hofweier 1972; W. Bartelt, Heimatkunde von Niederschopfheim
. Niederschopfheim 1964.

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