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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1984/0475
hoch über dem engen Schiltachtal, über das von hier in beide Richtungen hinweggeblickt
werden konnte. Die Kleinheit der Klingenburg und ihre mutmaßliche
Ausführung als bloßer Turm lassen auch nicht an ein eigenständiges
Herrschaftszentrum denken, sondern sehr viel mehr an eine Beziehung zu ihren
Nachbarburgen, denen sie möglicherweise zugeordnet war. In Frage
kommt hier weniger die Willenburg, die einer älteren geschichtlichen Phase
angehört, als die Burg Schiltach oder auch die Burg Schilteck bei Schramberg,
die beide ebenfalls um oder nach der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut worden
sind3. Von beiden Anlagen liegt die Klingenburg zwei bzw. vier Kilometer
entfernt, wobei von ihr Sichtverbindung zu ihnen bestanden hat4.

Damit ist für die Klingenburg eine mögliche und denkbare Funktion angesprochen
, die in der Vermittlung von optischen und akustischen Signalen zwischen
den Burgen Schiltach und Schilteck bestanden haben könnte und sie als
eine Art Signalturm ausweisen würde5. Diese Überlegung findet ihre Stütze
durch die Gleichartigkeit der politischen Verhältnisse im Schiltachtal in der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die durch die Territorialpolitik der Herzöge
von Teck geprägt worden sind: Auf sie geht die damals erfolgte Erbauung
der Burg Schiltach und die an sie angeschlossene Stadtgründung ebenso
zurück wie die Belehnung der „Ritter von Schilteck" mit der um 1250/60 errichteten
gleichnamigen Burg kurz vor Schramberg6. Offensichtlich haben die
Herzöge zu diesem Zeitpunkt das Schiltachtal als ihr Einfluß- und Herrschaftsgebiet
in verstärktem Maße ausgebaut und gesichert. Ausweislich ihrer
datierbaren Reste gleichfalls in dieser Phase entstanden, ergeben sich für die
Klingenburg politische Zusammenhänge, die sie tatsächlich ihren beiden
Nachbarburgen zuordnen lassen. Falls die Deutung ihres Namens ,,ze der
klingenden burc" zutrifft7, wäre überdies ihre diesbezügliche Funktion als
Signalturm ganz direkt überliefert. In dieser Deutung fügt sich die Klingenburg
als Scharnier in ein Burgensystem ein, das im Schiltachtal einheitlich geplant
und den gleichen politischen Zwecken unterworfen war. Dem teckischen
Herzogshaus kam es damals darauf an, am oberen Neckar und am Schwarzwaldrand
die eigene Herrschaftsposition im Sinne eines territorialen Ausbaus
zu stärken, wofür eine derartige Burgenkette ein denkbares Mittel darstellte8.
So können die wenigen Reste des Buckelquaderturmes „Klingenburg" als ein
Dokument besonderer Art gesehen werden, nämlich als Bestandteil eines ehemals
funktionierenden Burgensystems im Schiltachtal zum Zwecke der Raumsicherung
in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Literatur:

H. Fautz, Die Mühlburg, in: Ottenau 21/1934, S. 427—428; H. Harter, Die Klingenburg, in:
Ortenau 50/1970, S. 312—319.

Anmerkungen:

1 Abschrift im Stadtarchiv Schiltach (freundliche Mitteilung von Herrn Rektor a.D. Julius
Hauth, Schiltach).

2 Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. A. Antonow, Frankfurt a.M.

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